CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Aviary - Aviary
(37:17, Sony Music, 1979)

Unverhofft kommt oft oder wie kam man sich erklären, dass diese CD völlig ohne Nachfragen bei der Band an einem trüben Julinachmittag im heimischen Briefkasten landete? Egal, wieder mal eine "neue" Band aus den späten 70ern, die nun völlig unerwartet im Player rotiert. Dazu gibt's als informative Ergänzung im Booklet eine ausführliche Bandgeschichte auf fünf Seiten zu lesen. Somit zu Beginn der Kritik erst einmal die Fakten im Kurzdurchlauf: die Ursprünge von Aviary gehen zurück bis Anfang der 70er, als die beiden schon seit der Kindheit befreundeten Brad Love und Paul Maden ihre ersten musikalischen Gehversuche unternahmen. Beeinflusst durch die breite Palette von Grand Funk, Queen, Yes bis hin zu den Beatles und Led Zeppelin kreierten sie eine Art Pomp Rock mit jeder Menge Bombast, Pathos und der eigenwilligen Verbindung von moderaten Hard Rock, AOR, Progressive Rock und opernhaften Elementen. Über einige Umwege landete schließlich ein Tape bei Yes Manager Brian Lane, der ihnen einen Vertrag bei Epic ermöglichte. Leider erschien das Album in der Zeit der aufkeimenden Punk und New Wave Bewegung, die Band wurde mit den falschen Bands auf Tour geschickt (u.a. The Hollies und B52's) und so nahm das Schicksal gnadenlos seinen Lauf. Ein letzter Versuch unter neuem Bandnamen und anderer musikalischer Ausrichtung scheiterte kläglich und man löste sich schließlich auf. Und wie schaut es nun mit der Musik aus? Wie bereits im letzten Abschnitt erwähnt, ist es Aviary auf ganz eigene Weise gelungen, verschiedene Stilelemente zu etwas ganz eigenem zu vereinen. Besonders prägnant stechen dabei die ausgefeilten, majestätischen Vokalharmonien, die intelligent rockenden, aber zugleich verschachtelten Arrangements heraus. Gerade die mehrfach auftretende Affinität zu Queen, dieser leicht übertriebene Bombast, übt seinen Reiz aus. Leider setzte sich an manchen Stellen der Produzent gegenüber der Band durch, so dass teils schmalzende Geigen für übertriebenes Zukleistern sorgen. Womit dieses Manko wieder geradegerückt wird, ist die Tatsache, dass die sachten, sorgfältig eingebauten Progressive Rock Einflüsse die Songs mit interessanten Wendungen versehen, mächtige, orchestrale Melodien gleich haften bleiben. Schade, dass diese Band leider zur falschen Zeit ihr Debüt veröffentlichte und ihnen leider, aufgrund eines Managementfehlers, ein Support Act für Queen verwehrt blieb. Wer weiß, was aus Aviary noch hätte werden können. Somit bleibt als Erinnerung ihr nameloses Album, als eine ansprechende, interessante Zeitreise durch verschiedene Stile der 70er.

Kristian Selm



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