CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

XII Alfonso - Claude Monet
(64:22, Musea, 2002)

Bei der (für heute) letzten französischen Neuerscheinung dürften die Meinungen ziemlich weit auseinander gehen. Douze Alfonso kannte man von ihren beiden bisherigen Alben her als eine Band mit einer gewissen folkigen, gelegentlich etwas Oldfield- oder auch Caudel- beeinflussten Ausrichtung. Dieser Stil ist zwar auf dem neuen Album nicht gänzlich verschwunden, doch das Hauptaugenmerk liegt anders. Die Band um die Gebrüder Claerhout hat sich dabei ausgesprochen viel vorgenommen: sie vertonen die letzten Jahre des Malers Claude Monet. Dies wird auf 3 Alben verteilt, und nach 5 Jahren intensiver Arbeit ist nun Volume 1 erschienen, das den Jahren 1883 bis 1889 des Malers gewidmet ist. Dem Anlass entsprechend kommt natürlich dem Booklet schon besondere Bedeutung zu, und so verwundert es nicht, dass man ein 52seitiges Beiblatt beigefügt hat, das logischerweise Abbildungen Monets enthält. Zur Musik: man sollte schon eine gewisse Vorliebe für Chanson bzw. französische Traditionals mitbringen, um dieses Album mögen zu können. Einige Songs basieren auf französischen Melodien aus dem 19. Jahrhundert, ein nicht selten eingesetztes Instrument ist das Akkordeon. Zwar gibt es nur vier gesungene Titel, doch die sagen mir aufgrund ihres Chanson-Charakters überhaupt nicht zu. Bei aller Toleranz und Flexibilität, auch wenn dies in Frankreich bekannte Sängerinnen sein mögen, das wird wohl kaum jemanden der PNL-Leserschaft begeistern können. Es gibt zwar einige Highlights in Form von atmosphärischen Instrumentals (Stichwort: Iona), mal gitarrendominiert (elektrisch und akustisch), mal sehr Synthie-lastig. Francois Claerhout wird noch durch einen weiteren Tastenmann, Michel Geyre, unterstützt. Es taucht eine Vielzahl von Gastmusikern auf (Gesang, Flöte, Gitarre, Harfe, Erzähler) - der prominenteste dürfte Ex-Alan Parsons-Gitarrist Ian Bairnson sein. Ein sehr ambitioniertes Werk - aber wer bildet die Zielgruppe? Außerhalb Frankreichs werden die Verkaufszahlen wohl eher gering sein.

Jürgen Meurer



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