CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)
Tribus - Manual acrobatics
(40:47, Privatpressung, 2002)
Was erwartet man von einem Soloalbum eines Bassisten? Natürlich jede Menge wummernde Klänge vom Viersaiter bzw. Fünf- oder Sechssaiter - je mehr Saiten, um so besser, denn sonst zählt man ja heute nichts mehr. Doch bei Carlos Soto's Solowerk unter dem Projektnamen Tribus sieht die Sache überraschenderweise ganz anders aus bzw. hört sich zu Beginn ganz anders an. Seine verschiedenen Bässe (6-Saiter, Fretless Bass) werden lediglich als Begleitung eingesetzt, treten nur manchmal in den Vordergrund, die Melodieführung übernimmt ein total verzerrter Bass, der somit wie eine abgefahrene Mischung aus Gitarre und Keyboards klingt. Dies gibt dem Album schon mal einen sehr originellen Klang und zu Beginn einen echten Überraschungsbonus. Flottes Tempo, frisch programmiert, treibt es die Songs voran, die Melodielinie wird ebenfalls schwungvoll umspielt. Doch bereits beim zweiten Song fällt auf, dass sich das Tempo nur minimal geändert hat, es eigentlich immer im fast gleichen Rhythmus weitergeht. Keine Änderung auch beim dritten Titel und langsam schleichen sich doch die ersten Verschleißerscheinungen ein, sowie die Skepsis, was jetzt wohl noch kommen mag. Hinzu kommt weiterhin, dass die Breaks zwar sitzen, aber die Melodien doch teilweise sehr oft geradezu monoton in einem fort, bis zur Endlosigkeit wiederholt werden. Die Tonleiter rauf, die Tonleiter runter, auf Dauer eben nicht so ganz originell. Und irgendwann beginnt dann als weiteres der doch recht einseitig programmierte Rhythmus, der in einem fort durchhämmert, die Nerven auf eine harte Probe zu stellen. So ist leider der Originalitätsbonus recht schnell aufgebraucht und "Manual acrobatics" wird seinem Titel immer mehr gerecht, da es nur manuelle Akrobatiknummern bietet, die sich nur wenig voneinander unterscheiden. Tja, echt schade.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002