CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)
Taproban - Ogni pensiero vola
(42:24, Musea, 2002)
Hmm, eine italienische Bands bei Musea, kommt auch nicht allzu oft vor, landen diese doch meist in völliger Verzweiflung bei Mellow Records, die wirklich alles veröffentlichen oder bei entsprechender Qualität bei Lizard / Pick Up Records. Von Musea als 70er Progressive Rock mit dominierenden Keyboards Richtung ELP, Genesis und PFM, Gitarren Arpeggios und einer Rhythmusabteilung im Stil von Rush beschrieben, werden aber vom Trio Gianluca De Rossi (Keyboards, Gesang), Davide Guidoni (Schlagzeug) und Guglielmo Mariotti (Bass, Gitarre, Mandoline) alle qualitativen und musikalischen Zweifel, glücklicherweise aus dem Weg geräumt. Hinter dem Konzeptwerk steckt, ein im 16.Jahrhundert von Pierfrancesco Vicino Orsini konzipierter Park mit aus Stein gemeißelten mythologischen Charakteren, der später nur noch unter dem etwas zweifelhaften Namen "Parco dei monstri" (Monsterpark) die öffentliche Aufmerksamkeit erlangte. In zehn Titeln wird hauptsächlich der Ansatz verfolgt, die erschreckenden und grotesken Eindrücke der klassischen Mythologie darzustellen, womit unzweifelhaft klar sein dürfte, dass Taproban sich von der Atmosphäre mehr auf die düstere, dunkle Seite schlagen. Aber keine Angst, hier wird sich nicht nur in nichtendenwollenden Selbstmitleid gesuhlt, es bleibt dennoch Platz für einige besinnliche, eher von positiver Stimmung getragene, Momente. Grundlage des Ganzen ist dabei - wie schon richtig von Musea angedeutet - 70er Jahre Progressive Rock mit all den schönen antiken Sounds und der entsprechenden Stimmung. Nicht nur aufgrund des italienischen Gesanges, sind Taproban mehr dem Italo Prog angelehnt als den britischen Kollegen, sprich die Musik wirkt lyrischer, klassischer inspiriert, südländischer. Nach starkem, verheißungsvollen Beginn geht dem Trio aus Rom jedoch im Laufe der CD immer mehr der Dampf aus. Das liegt keineswegs am instrumentalen Können, sondern mehr an den Ideen und Wiederholungen, die auf einmal nicht mehr so überzeugend, wie noch am Anfang, klingen und wirken. Besonders markant schlägt sich dies beim über 13-minütigen "L'Orco" nieder, welches sich im zweiten Teil nur noch selbst zitiert. Eigentlich schade, denn der Beginn dieser CD ließ doch einiges erwarten. "Ogni pensiero vola" bleibt somit im oberen Drittel der Veröffentlichungen hängen, vom Ansatz und Potenzial ist für die Zukunft sicherlich noch eine Steigerung möglich.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002