CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Sigmund Snopek III - Roy Rogers meets Albert Einstein
(48:42, Musea, 1982)

Sigmund Snopek hat in den 30 Jahren seines musikalischen Schaffens fast jedes Terrain und musikalische Spektrum schon einmal beschritten. Sein Ende der 70er, Anfang der 80er veröffentlichtes Werk "Roy Rogers meets Albert Einstein" (leider findet man im Booklet, wie auch im Internet verschiedene Jahreszahlen bzgl. der ursprünglichen Veröffentlichung) bewegt sich eindeutig im Fusionbereich, verbindet auf diesem Werk Rock, Jazz Rock, Klassik und Progressive Rock. Obwohl Snopek von Hause aus Keyboarder ist, verkommt dieses Werk keineswegs zu einem Soloexkurs im egomanischem Tastendrücken, denn er hat sich zum einen jede Menge hervorragende Begleitmusiker mit an Bord geholt und zum anderen gibt er diesen auch Raum, sich instrumental auszutoben. Allen voran sei hier Byron Wiemann III erwähnt, der mit seinem fusionartigen Gitarrenspiel den Tasten mehr als nur Paroli bietet. Aber auch die ausdrucksstarke und variable Rhythmustruppe setzt Akzente. Das Album teilt sich in drei sehr unterschiedliche Kompositionen. Da wäre als erstes, das 12-teilige, rund 29 Minuten lange "Ride in the dark", mit jeder Menge schwungvollem Jazz Rock, aber auch proggigen Passagen, die zentrale und gleichzeitig auch beste Komposition. Der Titelsong bekommt dann vor allem durch die Hinzunahme eines klassischen Orchesters, einen geradezu zappaesken Klassik Touch. Sprung- und wechselhaft, sehr lebendig und mehr als zeitgenössische Adaption im Wechselspiel zwischen moderner Klassik, Elektronik und Jazz Rock zu sehen. Vor allem der durch den Vocoder gejagte Gesang verleiht dem Werk eine besondere Note. Das nur von Flöte dargebotene "Song sing to the Doldrum King" dehnt sich auf fast 7 Minuten, wobei das arme Instrument in teils sehr abenteuerlicher Spielweise malträtiert wird. Mehr bizarr als wunderbar! "Roy Rogers meets Albert Einstein" ist nicht unbedingt ein Album für den "normalen" Hausgebrauch, sondern gehört mehr in die Kategorie, zumindest zum damaligen Zeitpunkt wortwörtlich "progressiver" Musik. So entstand auf diesem preisgekrönten Album aus vielerlei Einflüssen eine spannende Interpretation neuer Musik.

Kristian Selm



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