CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)
Pochakaite Malko - Pochakaite Malko
(53:50, Infinite Records, 2001)
Da will es eine Band aber richtig wissen! Von Anfang an gibt's hier voll was auf die Mütze, aber nicht irgendwelchen langweiligen Kram oder Gerotze aus dem Metal Lager, nein, wir können auch ganz anders. Liest man in der Bandbio von Pochakaite Malko den Hinweis, dass der verquere Vierer Lars Hollmer bei seiner 01er Tour in Tokio bei der Performance von Samla-Stücken als Backingband unterstützte, dann weiß der informierte Spezialist, was die Uhr geschlagen hat. Wer bisher nur Bahnhof verstanden hat oder durch die wirre Wortwahl abgeschreckt wurde, sollte lieber gleich zur nächsten Kritik wechseln, denn jetzt folgt nichts für unerschrockene Gemüter, sondern die Kritik über ein Album mit einer sehr kompromisslosen Version sperrig-komplexen Progressive Rock der allerfeinsten Sorte. Die Vergleiche zur Musik, die man als Schreiberling als Info gratis frei Haus vom japanischen Vertrieb mitgeliefert bekommt, klingen nicht nur spannend, sie sind größtenteils sogar zutreffend. Da fallen Namen, wie die reifen Früchte. Die Lead Keyboards - ja, ja, Pochakaite Malko haben gleich zwei Tastendrücker am Start - orgeln hammondig in Emerson-Manier, die Rhythmustruppe kloppt mit pumpendes Bass den Zeul Takt dazu, so in der Art Keith Emerson meets Happy Family. Magameskes oder crimsoneskes kommt durchaus auch vor, nicht ganz so brutal und volles Gaspedal, eher mit manch subtilen Zwischentönen. Neben Hammond Geächze gibt's noch jede Menge anderes altes Zeug aus dem Klimperkasten, mal mellotront, mal synthesizert es verdammt dreckig. Doch auch wenn hier und da verquer, sperrig, nervös, heftig komplex in den Instrumenten gerührt wird, so flechtet das Quartett immer wieder besinnliche Momente ein. Die sind jedoch meist von kurzer Dauer (Ausnahme: "Trinity" fußend auf einem Traditional, kommt als psychedelisch-indisches Mantra daher), aber akzentuiert genau im rechten Moment gesetzt und als Gegenpol von harmonischer Schönheit. Da zu viel Besinnlichkeit irgendwie wohl nervt, gibt's anschließend kurzerhand, wieder Dramatik und krummes Miteinanderspielen. Vor dem inneren Auge sieht man förmlich vier anscheinend total durchgeknallte Typen heftig zuckend beim wilden gemeinsamem Spiel, ohne jedoch auf Strukturen und spannende Songführung zu verzichten. Kein einfacher Stoff, aber irgendwie voll Suchtpotenzial und in seiner Direktheit und Brutalität fesselnd, faszinierend, den Hörer in eine ganz eigene Welt hineinziehend. Mehr als 53 Minuten grandiose, zum Ende leider etwas abebbende Ekstase, noch Fragen?
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002