CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Perennial Quest - Seconds
(62:20, Privatpressung, 2002)

Zum Glück hat sich der musizierende Nachwuchs doch noch nicht ganz vom Radioschwachsinn völlig verblöden lassen, sondern findet ganz erstaunlicherweise sogar Gefallen an Musikstilen, die in ignoranter Beständigkeit von den Medien verschwiegen werden. Musik Deutschland ist noch nicht verloren! Lange Vorrede ohne Sinn: es geht in dieser CD Kritik um das Demo "Seconds" der Würzburger Band Perennial Quest. Einen Pluspunkt gleich zu Beginn: die Jungs haben Humor und originelle Ideen, was nicht nur der Besuch auf ihrer Website offenbart. So sind z.B. die Lauflängen ihrer Stücke, ganz dem Titel ihres Albums folgend, nicht in der üblichen Darstellungsweise, sondern in Sekunden angegeben. Und Liedlängen von 592 oder 720 Sekunden klingen doch schon mal um einiges beeindruckender, oder? Im der CD beigelegten Begleitschreiben ordnen sich die fünf Würzburger im Genre Progressive Rock / Metal ein, wobei gerade die verschiedenen Metalelemente am deutlichsten Niederschlag finden. Das reicht von härteren Riffs, kurzen Grunzeinlagen bis hin zu stakkatoartigem Geknüppel. Doch die "progressive" Seite kommt keineswegs zu kurz, denn nicht vorhersehbare Wendungen, verschachtelte Arrangements, aber auch besinnliche Momente, machen die Mischung interessant und so wirkt die Musik keineswegs von den üblichen Klischees des Genres überladen. Doch da sind auch noch einige Dinge, die diese in Eigenregie aufgenommene Produktion wieder auf ein Normalmass zurechtstutzen. Da wären zum einen die extremen Haudrauf Passagen, die die Band so gar nicht nötig hätte und der Musik eher einen komischen, denn schwungvollen Anstrich verliehen, wie z.B. im Titelsong. Trotz guter Einzelideen und ansprechender Passagen, wirken manche Übergänge dann doch eine Spur zu holprig und nicht gerade dem Gesamteindruck eines Songs dienlich. Es nützt eben nichts, einen Song mit möglichst vielen Stilen und Wechseln zu versehen, wenn darunter einfach das Songwriting leidet. Der manchmal zu überdrehte, mit etwas zu viel Pathos versehene Gesangsstil von Johannes Keil dürfte wohl auch nicht jeden Geschmack treffen. Dass die Produktion mehr nach Übungskeller klingt, sei aufgrund mangelnden Etats verziehen. Schließlich handelt es sich eigentlich auch mehr um ein Demo und mit richtiger Produktion ist sicherlich noch einiges herauszuholen. Perennial Quest sind aber offensichtlich auf dem richtigen Weg, auch wenn noch einiges an der Kompaktheit der Songs gefeilt werden sollte. Mal schauen, wohin zukünftig die musikalische Reise geht, denn hoffentlich gibt es bald wieder etwas von den Würzburgern zu hören. Die CD kostet 10 Euro + 1,53 Euro Versand und ist direkt über die Homepage der Band zu beziehen.

Kristian Selm



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