CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Mario Millo - Oceans of the mind
(44:07, Red Moon, 2002)

Mit der Band Sebastian Hardie platzierte Mario Millo Mitte der 70er Australien auf der Landkarte für progressive, sinfonische Rockmusik. Das Debüt "Four moments" (1975) erreichte Goldstatus in Down Under, man tourte quer durch den Kontinent und das Album gehört auch heute noch, unbestreitbar zu den schönsten Werken seiner musikalischen Kategorie, sollte also in keiner gut sortierten Sammlung fehlen. Millo gründete anschließend die Nachfolgeband Windchase, bevor er sich sehr erfolgreich auf das Komponieren von Film- und Fernsehmusik spezialisierte. Bereits im Interview in Heft Nr.32 vom September 2000 erwähnte der sympathische Australier jedoch die Arbeit an einem neuen Soloalbum, welches wieder zurück zu seinen sinfonischen Wurzeln gehen sollte. Nun liegt "Oceans of the mind" nach fast zweijähriger Arbeit endlich vor. Wie von Millo gewohnt, wird man hier nicht von Komplexität, Virtuosität und wilden Taktwechseln erschlagen, sondern der Sänger, Gitarrist und Keyboarder baut deutlich hörbar auf Gefühl und Melodie. Glücklicherweise kam dabei keines dieser lauen Aufgüsse mit Ideen aus vergangenen Tagen heraus, sondern noch immer versteht es Millo aus einfachen Mitteln etwas Besonderes entstehen zu lassen. "Oceans of the mind" atmet zwar den Geist der 70er - vor allem durch den Sound von Gitarre und Hammond - ist somit eine elegante Verschmelzung von Sebastian Hardie, Windchase und Millo's späteren Solowerken, aber trotzdem klingen die acht Songs überzeugend, keineswegs angestaubt und vor allem sind sie von einer gefangennehmenden Schönheit durchzogen. So klingt manches vielleicht auf den ersten Höreindruck recht unspektakulär, aber je öfter man sich dieses wunderbare Album anhört, um so mehr gewinnt es. Nach der Devise "weniger ist mehr" - auch bezüglich der recht kurzen Laufzeit von 44 Minuten - versteht es der Musiker aus Sydney, unterstützt von jeder Menge Gastmusiker, seine Ideen einfach, aber keineswegs simpel umzusetzen. So gehören Jeff Camilleri (Bass) und Robbie Siracusa (Schlagzeug) zum festen Line Up der Trio Besetzung, die auf jedem Titel des Albums zu hören sind. Daneben liefert der Keyboarder David Hirschfelder bei "Soulful experience" ein richtiges proggiges Solo ab, während des öfteren Streicheruntermalung für einen federleichten, weichen Unterbau sorgt. Millo's Tochter Jess führt die musikalische Tradition der Familie fort und verfeinert im Background einige Tracks, bei "World of love" bekommt man sogar ein Kinderchor zu Gehör. "Oceans of the mind" ist eine prächtige Verschmelzung aus sinfonischer, relaxter Rockmusik mit leichten klassischen und folkloristischen Momenten, welches besonders durch seine positive Gesamthaltung überzeugt. Die perfekte Musik für laue Frühling- und Sommertage.

Kristian Selm



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