CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)
Jane - Genuine
(54:20, SPV, 2002)
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. Warum nur versuchen so viele Bands, mit ihrem einmal guten Namen, noch kurz vor der Rente, die schnelle Kohle zu verdienen? Kommen irgendwelche findige Köpfe in den Plattenfirmen auf die Idee die bekannten Namen der Vergangenheit zu recyclen oder sind es mitunter sogar die Bands selbst, die sich selbst mit eher zwiespältigem Erfolg wieder exhumieren? Nach dem wunderbaren Scheitern von so namhaften Wiederholungstätern wie Nektar oder Greenslade, durfte natürlich auch die deutsche Rockszene dem nicht nachstehen. Und, welch Freude, nachdem nach jahrelangem Rechtsstreit die Namensrechte geregelt sind, gibt es auch endlich wieder Jane offiziell. Wir haben alle darauf gewartet! Was die Herren um Peter Panka auf ihrem neuen Werk bieten ist nicht anderes als biedere Hausmannskost, die schlicht und einfach in den 80er stehen geblieben ist. Die Keyboardsounds klingen erschreckend billig, die Kompositionen fröhlich und nett, jedoch relativ beliebig, ganz einfach so, als ob man niemanden wehtun wollte. Die Peinlichkeitsgrenze wird dann auch noch unterschritten, als man bei "Love me or leave me" ganz frech John Lennon's "Imagine" zitiert. Klar, souverän spielen und ordentliche Lieder abliefern können Jane zwar auch noch heute, doch irgendwie klingt das Ganze mehr nach Bierzelt und Oldieparty, als nach wirklicher musikalischer Besinnung. Als Beweis der eigenen Kreativität hat man als Bonus noch zwei, bisher unveröffentlichte Livetitel von 1977 ("Fire, water, earth and air", "Another way") auf das Album gepackt, die trotz ihres Alters auf einmal wesentlich besser und überzeugender klingen, als das neue Material. Bleibt nur zu hoffen, dass man sich bei der Tour dieses Frühjahr auf die eigenen Stärken besinnt und einfach ganz schnell vergisst, dass man auch Titel vom aktuellen Album spielen wollte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002