CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)
Hyacintus - Elydian
(54:25, Viajero Inmovil, 2002)
In Zeiten, in denen es wirtschaftlich in Argentinien drunter und drüber geht, ist schon ein gehöriges Maß an Mut erforderlich, genau jetzt ein neues Label auf die Beine zu stellen. Felipe Abel Surkan, schon einige Zeit im Mailorder Geschäft tätig, hat diesen Mut und präsentiert auf der ersten Veröffentlichung seines Label das Projekt Hyacintus, hinter dem sich der Komponist und Multiinstrumentalist (Gitarre, Cello, Viola, Keyboards, Bass, Programming) Jacinto Miguel Corral verbirgt. "Elydian" ist ein Konzeptwerk, welches auf einer mittelalterlichen Geschichte von Theo Sperzeld basiert. Dementsprechend gibt es jede Menge Emotionen, Dramatik, aber natürlich auch besinnliche, mehr klassische Momente. Als Vergleichsmomente werden im Infozettel Mike Oldfield, Rick Wakeman, XII Alfonso, Björn Lynne bzw. epische Kinosoundtracks im Stil von "The Lord of the Rings" herbeizitiert. Nicht ganz glücklich und auch nicht gerade zutreffend diese Vergleiche, aber mit irgendwelchen zugkräftigen Namen muss man ja schließlich sein Produkt recht marktschreierisch anbieten. Dominierendes Instrument ist die E-Gitarre, euphorisch jubilierend in den höchsten Tönen, aber durchaus gefühlvoll, wie auch dramatisch in Schwingungen versetzt, an manchen Stellen abgelöst durch sanfte Akustikparts. Dazu gesellen sich Keyboards im bombastischen Fanfarensound und leider auch synthetisches Getrommel, meist jedoch ganz anhörbar programmiert. Dadurch, dass die dreizehn Instrumentaltitel im Booklet inhaltlich beschrieben sind, wird die umgesetzte Geschichte leichter nachvollziehbar und transparenter, auch verleiht der hochmelodische Grundgedanke dem Album einen sympathischen, leicht zugänglichen Anstrich. Doch baut Jacinto Miguel Corral nicht nur auf das Hohelied der melodischen Eleganz. Bei den entsprechenden Stellen der Geschichte geht's ruhig auch mal etwas wilder und temporeicher zur Sache. Doch genau dann, will der Argentinier zu viel, seine Ideen wirken in diesen Momenten zu zerfahren, keinesfalls so überzeugend umgesetzt, wie sein grundsolider Melodikgedanke. "Elydian" hinterlässt auf die gesamte Laufzeit betrachtet zwar keinen überragenden, aber dennoch positiven Eindruck. 54 Minuten kurzweilige Instrumentalmusik mit Mittelalter Appeal, denen man gerne zuhört.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002