CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)
Grobschnitt - The history of Solar Music 2
(72:39 + 76:30, Wolkenreise Productions, 2002)
Wie bereits von Eroc im letzten Heft angekündigt, liegt nun der zweite Teil der Aufarbeitung von "Solar Music" - dem zentralen Werk der Grobschnitt Geschichte - vor. Und auch dieses mal gibt es wieder auf Doppel CD drei völlig verschiedene Versionen zu hören, die die zeitliche Fort- und Weiterentwicklung, die Lebendigkeit dieses Mammutwerkes eindrucksvoll dokumentieren. Im Studio wurden alte Bänder auf den neuesten Stand der Klangtechnik gebracht, was nicht einen unerheblichen Teil der Transparenz dieser alle über mehr als 20 Jahren alten Aufnahmen ausmacht. Man meint, man steht selbst im Konzertsaal und darf noch einmal einem Konzert der wohl besten deutschen Liveband beiwohnen. Man spürt und hört die Begeisterung und Leidenschaft die Grobschnitt jedes mal in dieses Kernstück ihrer eigenen Bandgeschichte setzte. Zwar ist der Überraschungseffekt durch bereits den ersten Teil der Story etwas abgenutzt und natürlich ist "The history of Solar Music 2" vor allem ein Geschenk an die Fans, doch dafür bekommt man jede Menge Musik für gut angelegtes Geld. Auf der ersten CD befindet sich eine als "Solar Music Mysteria" betitelte, knapp über 52 Minuten lange Version, die ganz der Tradition der bereits von der letzten CD bekannten 78er Version bzw. auch dem Album "Solar Music Live" folgt. Leider ließ sich jedoch nicht mehr rekonstruieren aus welchem Jahr und von welchem Konzert der Mitschnitt stammt, deswegen der geheimnisumwitterte Name. Es handelt sich aber wahrscheinlich um einen Mitschnitt von 1976 bzw. 1977, womit diese Interpretation mehr in der sinfonischen, spacigen Richtung verwurzelt ist. Eine knapp 11 Minuten lange Improvisation von 1982, die letzte Aufnahmen mit Eroc am Schlagzeug, gibt einen Einblick in die Entstehung von Songideen und freien Spiel, kehren hier doch Elemente aus verschiedenen anderen früher bzw. erst später aufgenommener Titel wieder. Die zweite CD wird mit einer knapp 27-minütigen "Powerplay" Version eröffnet, die wesentlich härtere und rockigere Fassung, die Grobschnitt ab 1979 spielte. Als besonderer historischer Leckerbissen wurde auch noch eine 40-minütige Urfassung von "Solar Music" ausgegraben. Leider in der Soundqualität etwas minderwertiger und mit einigen Störgeräuschen versetzt, doch dafür sehr lebendig und in einer Quartettbesetzung ohne Bassist 1973 aufgenommen. Herzliche Anekdoten und im Zeitkontext stehende Bilder runden im Booklet den wiederum hervorragenden Eindruck dieser geschichtsträchtigen "Story" ab. Der dritte Teil ist bereits in Arbeit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002