CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Alquilbencil - From Serengethi to Taklamakan
(62:33, Musea, 2001)

Mit ihrem Albumtitel spannen die teilweise als elfköpfige Band agierenden Alquilbencil den Bogen von Afrika (von der Kurzgrassavanne Seregenti) bis hin nach Asien (zur innerasiatischen Sandwüste Takla Makan) und dass, obwohl die Band selbst aus Spanien stammt. Aber nicht nur der Name des Albums ist weltumspannend, auch die Musik, die ganz locker arabische und asiatische Einflüsse aufnimmt, geschickt leicht verdaulichen Jazz Rock mit sinfonischem Progressive Rock mischt. Was auf den ersten Blick recht willkürlich und unharmonisch zu sein scheint, offenbart beim genauerem Hinhören durchaus einige spannende Aspekte. Während so z.B. der zweite Titel "La presa" mit sattem Gebläse (Saxophon, Flöte, Trompete) und aggressiver Gitarre energetischen Jazz / Progressive Rock bietet, aber auch nicht die oben erwähnten Schlenker zum Arabischen vergisst, steht das folgende "Waiting room" (hat übrigens nichts mit dem Titel von Genesis zu tun) ganz in der sinfonischen, melodischen Progressive Rock / Neo Prog Tradition. Vor allem der elegische Schlussteil mit weinerlicher bis hin zu euphorischer Gitarre und Flöte verdrängt den Eindruck des eine Spur zu langatmigen und seichten Anfangteils, bei dem vor allem der dünne Gesang etwas schal daherkommt. Doch schon das rein instrumentalen "Hit" (mit abgedrehtem, leichtem King Crimson Einschlag) und der wiederum sehr arabisch angehauchte Titelsong geben dem Album wieder eine andere Richtung. "Fertil crescent" wiederum kommt äußerst relaxt, sehr entspannt aus der sinfonischen Richtung daher. Gerade die Vielfalt der Stile, die gegen Ende bis hin zu lupenreinen Jazz und Psychedelic Einfluss reicht, wirkt nicht wie unkoordiniertes Durcheinander, sondern abwechslungsreich und passend, auch wenn man sich natürlich nicht immer mit jedem krassen Wechsel sofort anfreunden kann und nicht jede Idee sofort zündet. Das komplette Album ist übrigens bis auf einen Titel live mitgeschnitten, was zudem die Qualität der Band unterstreicht, die ohne Studiogimmicks eine - leider bis auf den manchmal eingesetzten Gesang - ansprechende Leistung abliefert.

Kristian Selm



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