CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Cinderella Search - Cinderella Search
(50:08, Fuefuki Records, 1993)

Als Re-Release, zudem neu abgemischt und remastered, wurde das bereits lang vergriffene Debüt von Cinderella Search endlich wiederaufgelegt, eines der neo-progressiven, japanischen Highlights der 90er. Als weiteren Bonus haben Fuefuki Records auch noch ein unveröffentlichten Track dazugepackt, um einen weiteren Kaufanreiz für den, wie üblich, nicht gerade billigen Japanimport zu bieten. Cinderella Search wurden 1988 gegründet und auch wenn der offensichtliche Vergleich durch den Namen zu Marillion recht nahe liegt, so ist diese Assoziation eigentlich die einzige Verbindung zu den Briten. Cinderella Search sind in keiner Weise ein Klon, was sich zum einen in der Besetzung mit Violine, wie auch durch den im radebrechend englisch vorgetragenen Gesang niederschlägt. Vielmehr bieten sie typischen Neo Prog aus Nippon, sprich hoher melodischer Anteil, spieltechnische Raffinesse, wie auch der typisch hymnisch-fröhliche sinfonische Einschlag aus dem Fernen Osten. Wie bei so vielen Produktionen aus dem Land der aufgehenden Sonne, kommt natürlich auch wieder mal dem Gesang ein bedeutende Rolle bezüglich Ge- und Missfallen zu. Sänger Akihisa Nakamura gehört von der Tonlage her in die eher verträgliche Kategorie, auch wenn manches Tirilieren für europäische Ohren doch ungewohnt hoch wirkt. Die englische Aussprache hingegen ist - Entschuldigung für den Ausdruck - unter aller Sau. Nur durch die textliche Begleitung im Booklet lassen sich die Songinhalte überhaupt verstehen. Schwamm drüber, Ohren zu und durch! Auf der musikalischen Seite bewegen sich Cinderella Search im Grenzbereich zwischen spannenden Arrangements mit besten neo-progressiven Zutaten - prima Keyboardläufe im schwungvollen Mark Kelly Stil, flirrende, euphorische Gitarrenmelodien, Tempo, Breaks und gefühlvolle Ruhe - und zum Teil schon fast peinliche Momente seichter Poppigkeit. Was die Musik aber in diesen Augenblicken immer wieder rettet, ist die omnipotente Geige, die beschwingt virtuos vor sich hingeigt und den Songs Würde und den rechten Überraschungsmoment einhaucht. Das titellose Debüt der Japaner ist vom Stellenwert her zwar kein bahnbrechendes Album und hat es sicherlich schwer sich im Vergleich zur europäischen Konkurrenz aus Anfang der 90er zu behaupten. Dennoch verfügt diese CD zweifelsohne über einen gewissen sympathischen Charme und kann im instrumentalen Bereich jede Menge überzeugende Passagen bieten. Es wird wohl wieder mal die preisliche Schmerzgrenze über den Kauf entscheiden.

Kristian Selm



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