CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Vapourspace - Sonic residue from
(65:37, Magna Carta, 2001)
Remix Alben sind ja besonders im Dance- und Technobereich an der Tagesordnung, aber inzwischen wird ja quer durch alle Epochen und Bereiche remixt. Bei Marillion hieß der Versuch 1998 "Tales from the engine room", von Galahad gab es ebenfalls eine remixte Version ihres Albums "Following ghosts", also warum nicht gleich mehrere Künstler eines Labels auf eine CD in neuen Versionen packen? So heißt der Untertitel dieser CD "The Magna Carta remix series Volume 1", was darauf schließen lässt, dass das amerikanische Proglabel noch mehr von diesen Experimenten für Zukunft geplant hat. Mark Gage, der unter dem Pseudonym Vapourspace als Elektronikmusiker und wie er auch deutlich betont, nicht als DJ arbeitet, wagte sich nun in der ersten Ausgabe daran, eine Verbindung zwischen modernen Elektronikklängen und Progressive Rock zu schlagen. Vorgeknöpft hat er sich dabei fast ausschließlich instrumentale Titel, so dass u.a. Liquid Tension Experiment ("Osmosis", "Another dimension"), Bozzio Levin Stevens ("Dark corners", "Melt"), Steve Morse ("Led on") oder Steve Walsh ("Kansas") in einem völlig neuem Soundgewand daherkommen. Alle Titel gehen nahtlos ineinander über, so dass der über 1-stündige Trip, wie das Abtauchen in die hektisch brodelnde Clubszene klingt. Ein Jahr hörte sich Mark Gage durch diverse Master Tapes, um als Endprodukt völlig neu klingende Titel, aufbauend auf den Originalideen, zu erschaffen. Wie man auch immer zu solchen modernen Experimenten steht, den einzelnen Künstlern scheinen auf jeden Fall die Neuinterpretation größtenteils zu gefallen. Kennt man die Originale, so klingt manches doch recht ungewohnt, vom Mix auf einmal ganz anders betont, sehr technisch, aber auch unheimlich groovig und zeitgemäß hip. Nur noch in Ansätzen lassen sich die ursprünglichen Ideen erkennen, nur in Fragmenten kehren einzelne Parts wieder, vielmehr wirkt dieser Trip wie ein stetiger Fluss aus Eindrücken und spacigen Sounds. Zumindest erschaffen die "echten" Instrumente aus den Originaltiteln, wie z.B. Gitarre, Bass, Schlagzeug oder Hammond eine wohltuende Balance zwischen alt und neu, zwischen elektronischer Kälte und musikalischer "Wärme". Eine Beurteilung fällt schwer, denn die Verbindung zweier musikalischer Welten hat für den Hörer durchaus seine Tücken. Dennoch ein interessantes Experiment.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002