CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Uncle Gut - Uncle Gut
(38:03, Privatpressung, 2000)
Schon erstaunlich, was King Crimson so angerichtet haben. In den vergangenen Jahrzehnten gab es eine Unzahl Bands, die sich bei den Briten entzündet haben. Doch auch heute hält der Boom an, finden Bands damit einen charakteristischen, eigenen und berechtigten Ausdruck. Nicht nur die Amerikaner TrephineMD, sondern auch Uncle Gut gehören zu den jüngsten Bands, die sich voller Hingabe dem freitonalen Progressive Rock ergeben und eine Dimension zwischen Jazz und Rock nähren, die vielfältiger und wilder nicht sein könnte. Die Gitarren sind schwer dreckig, Bass und Schlagzeug wild und den Rhythmus eher umspielend und meidend. Leise, harmonische Komponenten gehören gleichfalls zu Uncle Gut. Gesampelte Stimmen würzen die Anfänge der Stücke, bevor sich, frei nach Ravelīscher Bolero-Art, jedoch schnell und heftig, abrupte Gitarrengewitter über der Stille ausgießen, von hartem Trommelwirbel unterstützt und dem plötzlich aggressiv brüllenden Bass gejagt. Die Songs sind nicht sehr strukturiert, sondern wie im Free Jazz von abstrakten, improvisativen, dennoch aber ausdrucksstarken "Melodien" bestimmt. Leise Momente hingegen sind sehr lyrisch, auch schon mal Alternative-angehaucht, von einer harmonischen Bass-Figur bestimmt. Harmoniesüchtige sollten die Platten meiden wie der Teufel das Weihwasser. Old School Prog Heads finden in Uncle Gut einen Grund, weiterzuleben, will sagen, das instrumentale Debüt der Amerikaner ist die Anschaffung unbedingt wert.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2002