CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)

The Ashqelon Quilt - The event
(47:31, Hi-Note Music, 2001)

Späte 60er? Frühe 70er? Diese zeitliche Einordnung macht man unweigerlich, wenn man sich "The event" von The Ashqelon Quilt ohne weitere Hintergrundinformationen anhört. England? Irland? Auch auf der Suche nach dem richtigen Land tappt man zuerst einmal im Dunkeln. Doch die Auflösung folgt sogleich. Beide Vermutungen waren völlig falsch: The Ashqelon Quilt kommen aus Israel und haben ihr Debüt "The event" just letztes Jahr aufgenommen. Woran liegt's, dass man es so daneben liegt? Schaut man sich an, dass das Trio mit den Brüdern Shacher und Ori Hendel und der Sängerin Sharon Rinat bisher nur mit einem Beitrag zu einem Tribute Album zur Canterbury Szene auffiel, welches bei Mellow Records erschien und der eigene Beitrag mit "Dedicated to you but you weren't listening" von Soft Machine gewählt wurde, dann lässt dies schon erkennen, wo die Wurzeln von The Ashqelon Quilt liegen. Ihre Musik zieht ihre Inspiration eindeutig aus der englischen Musikszene der frühen 70ern mit Folk / Progressive Rock und leichtem Canterbury Einfluss. Mit einer Instrumentierung, die von Akustischem mit Gitarre, Mandoline, Cello, Blockflöte bis hin zu elektrifizierter Gitarre, Synthesizer und Keyboards reicht, nützt man alle erdenklichen Möglichkeiten, die sich aus dem abwechslungsreichen Miteinander dieser Instrumente ergeben. Hinzu kommen als musikalische Beigaben Elemente aus dem mittleren Osten, sowie psychedelischer Touch. Daraus entsteht man interessante Wendung, manch interessante Idee, immer wiederkehrende leichtfüßigen Progressive Rock Elemente mit elegischem Gitarrensolo, folkloristischen Momente verfeinert durch Geige und Cello, bleiben am ehesten sofort im Gedächtnis hängen. Doch leider wandert das Album auch inhaltlich zwischen den Extremen. Wie soll es auch anders sein, geht dies vor allem wieder mal auf das Konto der Gesangsleistungen. Besonders, wenn es in die höheren Lagen geht, zeigt sich vor allem Shachar Hendel nicht immer als stimmlich sicher. Statt voluminösen oder ausdrucksstarken Gesang, hört man nur ein hohes, dissonant klingenden Fiepen. Diese Leistungen ziehen einem wirklich die Schuhe aus! Dabei wäre diese Scheitern gar nicht nötig gewesen, da in den tiefen Passagen die stimmlichen Leistungen wesentlich passender und passabler klingen. Die instrumentalen Leistungen sind da um einiges ausgewogener. Zwar erreichen The Ashqelon Quilt nicht immer gleichbleibendes Niveau, aber besonders wenn sie sich entweder im mehr folkloristischen oder progressivem Bereich bewegen, hat die Musik einige magische Momente. So sind einige Passagen Grenzgänger zwischen Alltäglichen und Außerordentlichem, gerade noch wirbelt die Band melodisch voran, wobei auf einmal nach einem Bruch ein (gewollt und ungewollt?) dissonant klingender oder belanglos wirkender Part folgt. "The event" lässt aufhorchen und Potential für die Zukunft erkennen. Bis dahin bleibt es eine solide bis überdurchschnittliche Produktion, abhängig davon, welche Passagen man sich vom Album anhört.

Kristian Selm



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