CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)

Pain Of Salvation - Remedy Lane
(68:14, InsideOut, 2002)

Auch wenn die Musik von Pain Of Salvation wegen der entsprechenden Härte in Verbindung mit komplexen Ideegeflechten, gerne in die Prog Metal Schublade gesteckt wird, so wehrt sie die Band vehement gegen diese etwas eindimensionale Kategorisierung. Gerade mit ihrem letzten Output "The perfect element Part I" mischten sie gehörig sowohl die Heavy, als auch die Prog Szene auf. Und so ist eigentlich nur eine logische Entwicklung, dass Mastermind Daniel Gildenlöw als zusätzlicher Gastmusiker auf der TransAtlantic Tour fungierte und Pain Of Salvation in Europa den Part des Opening Acts für die aktuelle Dream Theater übernahmen. Wie bereits bei den Vorgängeralben, ist mit "Remedy Lane" wiederum ein Konzeptalbum entstanden, welches seine Inspiration aus den schmerzhaften Erfahrungen, den qualvollen Momenten zieht, die Daniel Gildenlöw letztes Jahr durchlebte. Von den Texten her ist sie die bisher persönlichste und zugleich eindringlichste Platte der fünf Schweden. Auch musikalisch machen Pain Of Salvation keine Kompromisse und gehen konsequent ihren eigenen Weg. Selbst wenn einige Songs über einen relativ hohen melodischen Anteil verfügen, so gibt es zugleich auch sehr sperrige, geradezu versponnene Passagen. Teils etwas eigenartig, nicht unbedingt zugänglich, aber sehr vielschichtig und zum tieferen Eintauchen in die Musik bestens geeignet. Besonders befremdlich klingen einige der stimmlichen Gratwanderungen, die von Intonation und Ausdruck ein breites Spektrum von Flüstern bis Schreien und allen dazugehörigen Facetten und Zwischentönen abdecken, aber perfekt zur Musik passen. Auch wenn die Grundzüge der Musik von Pain Of Salvation weiterhin von Prog Metal Elementen durchzogen wird, so sind die verschiedenen Zutaten, die in die einzelnen Songs einfließen, doch sehr weit gefasst. So trägt der Titel "Fandango" zum Teil moderne crimsoneske Züge, "Undertow" endet mit einem psychedelisch angehauchten Gitarrensolo in sich steigerndem Bombast. "This heart of mine" klingt am Anfang gleichzeitig poppig und kunstvoll, "Chains sling" holt sich folkloristische, urtümliche Elemente aus dem Orient, der Titelsong dagegen kommt sehr spacig, modern klingend daher, wirkt eher wie ein Soundtracktitel. Doch holen Breaks und harte Riffs den Hörer immer wieder zurück, auch wenn die Balance zwischen ruhigen und härteren Passagen sehr ausgewogen ist. "Remedy Lane" verdient sich den Prog Zusatz bei der Umschreibung redlich, denn hier werden nicht tausend mal gehörte Klischees nur lauwarm aufgekocht, sondern Pain Of Salvation versuchen sich immer wieder an neuen Verquickungen. Kein einfaches Album, dem man mehrere Durchgänge geben muss. Dafür bekommt man aber als Gegenleistung jede Menge tiefgründig und interessant gestaltete Musik zurück. Weiter so!

Kristian Selm



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