CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Eric Mertens - White worker
(44:11, Carbon 7, 2001)
Was für eine seltsame, gleichsam grandiose und überraschende Musik! Worldmusic meets Easy Listening meets Folk meets Jazz meets Avantrock. Hier stimmt alles, ist die Welt noch in Ordnung, kann man sein Herz ausschütten. Sofort sind die 11 kurzen Songs sympathisch. Beschwingt und hell ist die Welt - was kann Musik besseres tun als diese Gefühle erwecken! Eric Mertens (fl, keyb, voice) hat eine illustre Schar Musiker (8 Bläser und 7 Nicht-Bläser) um sich geschart, um mit ihnen die Welt auf wundersame Welt zu erleuchten. Dabei müssen sie eine Menge Freude empfunden haben, die Geschmeidigkeit der Stücke, die keineswegs seelenlos, billig oder langweilig klingen, die Kantigkeit der kompositorischen Ideen, die Leichtigkeit der Interpretation und die Verbreitung der schieren Lust auf Musik sind sehr inspiriert, homogen und charaktervoll. Die unprätentiösen, fast kinderliedhaften Songs purzeln aus den Boxen, verteilen sich frei in den Ohren und rauben die Sinne. Trotz aller Fröhlichkeit und Sinnlichkeit stecken kleine Dissonanzen, disharmonische Gewürze und abstrakte Schrägheiten darin. Kann auch nicht anders sein, ist doch mit Dirk Descheemaeker ein Univers Zero - Member an Bord, der schon die dunkelsten Seelenräume vertont hat. Deutlich ist die europäische Note zu hören. Ein wenig jüdische Wehmut, wilde Zigeunerklamotte, scherzhafte Blasmusikanklänge und zuweilen düstere Melancholie bestimmen die Songs. Als würde alle Vorstellung von europäischem Liedgut zusammengetan, um die große Harmonie zu wagen. Muss man gehört haben, um den Tag besser genießen zu können.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2002