CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)

Magus - The green earth
(41:52, Sky Pines Music, 2001)

Im Laufe der Jahre entdeckt man immer wieder neue Künstler und Interpreten, die einen auf manchmal nicht erklärbare Weise gefangen nehmen. Irgend etwas in ihrer Musik beinhaltet etwas Besonderes, berührt einen mehr als andere Veröffentlichungen. Und dies lässt sich nicht immer ganz einfach in Worte fassen bzw. erklären. Andrew Robinson und sein Projekt Magus sind so ein Fall. Zwar bringt es das neueste Werk "The green earth" für die heutige Zeit auf recht magere 42 Minuten, doch schließlich geht es ja auch um die Qualität und lieber qualitative Kürze, als aufgeblähte Leere. Eine der Schwierigkeiten, die Magus betrifft, ist eine eindeutige stilistische Zuordnung. Oft fällt der Name Porcupine Tree, wobei Andrew Robinson darauf schon sehr allergisch reagiert, denn weder wurde er von den Briten beeinflusst, noch hatte er ihre Musik gehört, bis er die ewigen Vergleiche leid war und sich doch ihre CDs besorgte. Deswegen dieser Ansatz: in der Klangwelt von Magus spiegeln sich Einflüsse aus Space Rock, Progressive Rock und elektronische Musik wieder, jedoch gibt es immer wieder unheimlich prägnante Melodien, jede Menge eindringliche, sehr ruhige Stimmungen und zum Teil treibende Beats. Andrew Robinson gelingt auf diesem Album eine gekonnte Verbindung von Schönheit, Leichtigkeit, sowie inhaltlicher Tiefe. Von allen seinen Veröffentlichung ist im Gesamtbild "The green earth" das bisher ausgereifteste Werk. Das fängt schon beim treibenden zweigeteilten Opener "Rainforest" / "The green earth" an. Ersteres von anfänglichem Geflöte eingeleitet, von einem eindringlichen Chorus mit der etwas plakativer Message "Cutting them down, clearing them out" über den Regenwald vorangetrieben. Dagegen liefert der zweite Part groovenden Rhythmus und einen fulminanten Soloteil mit Flöte, Keyboards und Geige. Die eher einfach aufgebauten, mehr akustischen, aber sehr atmosphärischen "North Atlantic Song" oder "I am the sun" stehen auf der anderen Seite der musikalischen Palette. Selbst leicht keltische Einflüsse bei "Stranded" (und schon wieder die wundervolle Geige) verleihen dem Album eine neue Nuance, die von den Vorgängeralben bekannten Ambient Soundscapes finden sich auch auf diesem Werk wieder. Nach viel Ruhe beendet das ebenfalls zweigeteilte "The man who killed the river" das Album so schwungvoll, wie es begonnen hat. Doch bleibt ein kleiner Kritikpunkt. Aus geldlichen Gründen trommelt nur auf zwei Tracks ein "menschlicher" Schlagzeuger und dann leider auch noch auf einem elektronischen Schlagzeug! Da jedoch die meisten Lieder ohne Rhythmus auskommen und nur von weicher Atmosphäre getragen werden, fällt dieser kleine Faux Pas nun doch nicht so schwer ins Gewicht. Andrew Robinson alias Magus hat auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit verdient und wer sich von seiner Musik erst einmal ein Bild machen möchte, hat dazu auf seiner Website eine Chance, die natürlich über die unbescheiden kleine Linksammlung auf unserer Homepage zu erreichen ist. Zudem wird sein Album in Deutschland über Pängg Records and Distribution vertrieben und sollte damit problemlos bei: Pängg Records and Distribution, Werkstrasse, 67354 Römerberg erhältlich sein.

Kristian Selm



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