CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Lily - V.C.U. (we see you)
(79:01, Garden Of Delights, 1973)
"Raider heißt jetzt Twix - sonst bleibt alles beim Alten", was hat nun dieser etwas alte Werbespruch mit dieser CD zu tun? Ganz einfach, mit den fast ähnlichen Worten "Lily hieß eigentlich Monsun" beginnt die Bandgeschichte im Booklet dieses Reissues, aber musikalisch blieb alles ebenfalls beim Alten. Wie so viele Bands in den 70er, durchlebte die Mitglieder von Lily, respektive Monsun, eine wilde Bandgeschichte, der letztendlich in einem Vertrag bei Bacillus / Bellaphon endete. Und wie so viele Geschichten, gab es auch hier kein Happy End. Keine Promotion, gerade mal 1000 Exemplare verkauft, Plattenvertrag futsch, persönliche Auseinandersetzungen, Auslösungserscheinungen und letztendlich das endgültige Ende der Band im Jahr 1976. Entgegen dem Glam Rock Image, dass die Plattenfirma der Band, wie auch die kurzfristige Namensänderung aufdrückte, geht es musikalisch in ganz andere Bereiche. Fünf Querköpfe an Gesang, Bass, Gitarre, Schlagzeug und Saxophon legen eine psychedelisch angehauchte Mischung aus moderatem Jazz Rock und frühen Progressive Rock Elementen hin, dem man aber durchaus die ehemalige Beatverwandtschaft noch anmerkt. Sich nicht unbedingt um die innere Spannung kümmernd, gibt es jede Menge ausgiebige Soloteile, auch wenn die Gesangspassagen einen ausgleichenden Gegenpol schaffen. Jazzige Saxophontupfer und psychedelische Atmosphäre geben der Musik von Lily einen vernebelten Grundcharakter. Und so wirkt auch einiges in den zehn Titel leicht unentschlossen, auf der Suche nach einer Richtung. In den solistischen Ausflügen findet sich durchaus verklärte Spannung, doch irgendwie kommt diese Scheibe trotz ausgezeichneten instrumentalen Können nicht so recht in Schwung, manch expressiver Gedanke verpufft in der eigenen Improvisierfreudigkeit. Mehr in jener Zeit Verwurzelte, mögen das durchaus anders sehen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002