CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)

Eric Kampman - The well
(53:50, Big Balloon Music, 1999)

Ach, es ist einfach schade, wenn man manchmal mit anhören muss, wie ein wirkliches Talent, ein guter Musiker aufgrund mangelnden Budgets und das Fehlen passender Begleiter, im eigenen Kämmerlein schmort und leider nur zwiespältige Soloalben herausbringt. Einer dieser Fälle ist der ehemalige Now (die amerikanische, nicht die belgische Ausgabe!) Mitbegründer und Keyboarder Eric Kampman, der nach dem 92er Split der Band und einigen Aktivitäten in anderen Bands inzwischen auf Solopfaden wandert. Und genau hier fängt leider das bedauerliche Dilemma an. Aufgrund fehlender Mitmusiker muss Eric Kampman leider auf die elektronische Rhythmushilfe, eine äußerst die synthetisch klingende Begleitmaschinerie zurückgreifen. Seine Gesangsleistungen sind dafür recht solide, geben den ruhigen, fragilen Passagen die rechte Stimmung. Doch hört man sich durch seine kompositorischen, sinfonisch-melodisch geprägten Ideen, atmosphärischen Klangreise oder seine teils sehr filigranen Soli, dann erkennt man das wirkliche Potential, was in diesem Mann steckt. Hier fehlen eindeutig die richtigen Kollegen, die aus seinem teils sehr voluminösen Ideengerüsten wirklich organischen Songs entstehen lassen. Sicherlich, nicht jede Idee von Kampman hat durchschlagende Power und Stärke, doch könnte man sicherlich einiges beim sinnvollen Zusammenstutzen, durch logische Ergänzungen von anderen Musiker und vor allem dem Eliminieren der steril synthetischen Sounds, herausholen. So muss man sich leider durch "The well" mehr in selektiver Wahrnehmung durchhören, sprich einiges beim Ohren gedanklich ausblenden, um auf den Kern der Ideen zu stoßen, was natürlich auch für einige Abzüge bei der Beurteilung sorgt. Bleibt der Wunsch, dass Eric Kampman hoffentlich bald wieder eine Band findet, bei der er wirklich zeigen, was er im Zusammenspiel mit anderen Musikern drauf hat.

Kristian Selm



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