CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Hilmar Örn Hilmarsson & Sigur Rós - Angels of the universe
(41:12, Krunk, 2001)
Bei Fridrik Thor Fridrikssons neuestem Film "Angels of the universe" überschlagen sich die Kritiker in Euphorie, manche halten ihn für den besten isländischen Film aller Zeiten. Der Film handelt von einem Mann, der verzweifelt dagegen ankämpft, dass er langsam geisteskrank wird und auf der Suche nach seinem eigenen inneren Frieden ist. Leider kann ich nicht mehr zu diesem Film sagen, da ich ihn leider bisher nicht gesehen habe. Doch dafür liegt mir der dazugehörige Soundtrack vor. Entsprechend dem ernsten Thema ist die musikalische Untermalung äußerst ruhig und spartanisch gehalten. Zumeist hört man in der von Hilmar Örn Hilmarrson komponierten Filmmusik sachte Streicherakkorde, sanfte Keyboardteppiche und sorgsam eingesetzte akustische Gitarre. Nur bei "Over the band" setzt für einige Momente ein synthetischer Rhythmus ein, ansonsten schweben die Klänge wohldurchdacht durch den Äther. Doch trotz des minimalistischen Ansatzes versprühen die federleichten Melodien spür- und hörbare Ruhe, Wärme und Melancholie. Besonders die Streicher setzen sich mit unterschwelliger, nur ganz leicht vernommener Dramatik, immer wieder gekonnt in Szene. Die innere Stimmigkeit der Musik wirkt nicht nur wie ein Soundtrack, sondern auch wie eine musikalische Liebeserklärung an die karge, spröde Natur Islands. Island, kommt da nicht noch eine derzeit recht angesagte Band her? Richtig, Sigur Rós gehen konsequent ihren ganz eigenen Weg, lassen sich keineswegs von lukrativen Angeboten locken, sondern bleiben ihren eigenem künstlerischen Anspruch treu und suchen sich ganz gezielt aus, wo und bei was sie mitmachen. Und so ist es fast schon logisch, dass auf diesem Soundtrack eines heimischen Films vertreten sind. Die zwei Titel "Bíum bíum bambaló" und "Dánarfregnir og jarŠafarir" sind zwar im Grunde genommen kein neues Material, da beide bereits auf der EP von " Ný Batterí" vertreten waren, doch da diese Scheibe schon lange nicht mehr erhältlich ist, macht die nochmalige Veröffentlichung im Rahmen dieser Filmmusik Sinn. Zwar bringen es beide Titel auf gerade mal etwas über 11 Minuten, aber dafür repräsentieren sie das ganze Spektrum der Band. "Bíum bíum bambaló" ist eine für Sigur Rós typische, getragene Nummer, voll folkloristischer Schönheit und Trauer und natürlich dem abartig hohen Gesang von Jon Thor Birgisson. "Dánarfregnir og jarŠafarir" ist sicherlich die progressivste Nummer im Repertoire der Isländer, ein anderen Kritiker beschrieb den massiv von Orgel und Dynamiksprüngen durchzogenen Titel mit der Stimmung von Yes während der 70er. Natürlich stellt sich die Frage, ob man wegen den zwei Titel von Sigur Rós die komplette CD braucht. Sofern man nicht auf sehr ruhige, aber auch sehr schöne Untermalung steht, ist die Anschaffung wohl eher fraglich. Für die Sigur Rós Fans und Berufsmelancholiker ist dieses Album ein warmer Seelenregen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002