CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Häx Cel - Zwai
(43:37, Garden Of Delights, 1972)
Echt erstaunlich, was immer wieder von Garden Of Delights für selbst in Insiderkreisen fast völlig unbekannte Bands ausgegraben werden. Sicherlich gehen geringe Auflagen oder Exotenbonus bekanntlich nicht gleich mit musikalischer Qualität konform, doch bei den aus Hannover stammenden Häx Cel hat sich das Graben in der Mottenkiste gelohnt. Die Band bestand lediglich ein Jahr, von Ende 1971 bis Herbst 1972, und brachte in dieser Zeit eine LP und eine Single heraus, die nun zusammen auf dieser CD Wiederveröffentlichung vorliegen. Es handelt sich dabei um einen Mitschnitt ihres letzten Auftritts vom 29.10.1972. Interessanterweise haben sich die Musiker in leicht veränderter Besetzung 1997 wieder neu zusammengefunden und sind seitdem auch wieder im Studio und auf der Bühne aktiv. Häx Cel verschmelzen klassische Elemente gekonnt mit Progressive Rock Bestandteilen, bei dem vor allem die Flöte eine führende Rolle übernimmt. Unwillkürlich kommen einem da natürlich Namen wie Jethro Tull oder Ekseption in den Sinn, womit man so falsch nun nicht liegt. Gerade in Konzerten fanden Nummern von Ian Anderson und Konsorten, wie z.B. "Cross eyed Mary" immer wieder Berücksichtigung, beim vorliegenden Album wurde aber bis auf zwei Klassikadaption von Händel ("Bourée" und "Andante"), komplett auf eigenes Material zurückgegriffen. Insgesamt verleiht der deutliche Klassik Touch mit Flöte und Cemballo, Einflüssen von Händel, Vivaldi und Bach, der Musik einen edlen Charakter. Besonders in den vielen Instrumentalteilen kann das Quartett beweisen, dass sie auch handwerklich einiges auf dem Kasten hat. Elegische, ruhige Parts wechseln ab mit schwungvollen Zwischenteilen, Melodie und kompakte Songstruktur stehen in den zwischen einer und rund 7½ minütigen deutlich im Vordergrund, was von Publikum hörbar honoriert wird. Da jedoch nach jedem Lied der Beifall ausgeblendet wird, geht der Livecharakter natürlich im wahrsten Sinne des Wortes flöten. Der Schwachpunkt ist leider wieder mal beim Gesang zu verzeichnen, der recht emotionslos und stimmlich wenig druckvoll wirkt. Jedoch überwiegen die Instrumentalparts, so dass dieses Manko keineswegs so schwer ins Gewicht fällt. Für Freunde einer gut gespielten und harmonisch zusammengesetzten Vermischung von Klassik und Progressive Rock, sind Häx Cel aber auf jeden Fall eine Entdeckung und Empfehlung wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002