CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)

Grobschnitt - The history of Solar Music 1
(69:20 + 70:25, Wolkenreise Productions, 2001)

Wie kaum ein anderes Stück, dokumentiert "Solar Music" die musikalische Entwicklung von Grobschnitt, einer Band, die ihren Fans auch heute noch, nicht zu Unrecht als "beste deutsche Rockgruppe aller Zeiten" bezeichnen. Seit 1968, damals noch unter dem Bandnamen Crew und als "Suntrip" benannt, bis 1988, war "Solar Music", mit wechselnden Namen wie "Powerplay" oder "Sonnentanz" und wechselndem Charakter, ein fester Bestandteil eines jeden Grobschnitt Konzertes. Es bot der Band die Möglichkeit in ausschweifenden Improvisationen immer neue Facetten herauszuarbeiten und war natürlich auch jenes Stück, was für die berühmt-berüchtigte optische Bühnenshow der Band aus Hagen ein perfektes Fundament bot. Nachdem Eroc über die letzten Jahre mit der Grobschnitt Story 1 und 2 bereits einen umfassenden Überblick über die Faszination der Musik, aber auch der wohl einmalig abgedrehten Bühnenshow der Band bot, hat er sich nun dem Phänomen "Solar Music" angenommen. Die vorliegende Doppel CD ist der erste Teil, zwei bzw. eventuell sogar drei weitere sollen in nächster Zukunft noch folgen. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob es einen Sinn macht, nachdem es ja bereits "Solar Music Live" auf offiziellem Tonträger gibt, nochmals dieses Werk gleich mehrfach zu veröffentlichen. Die Antwort lautet eindeutig und ohne Umschweife "JA". Die Soundqualität ist hervorragend, der Liveeindruck vor dem inneren Auge fast greifbar. Und auch wenn dieses Album und die noch folgenden, hauptsächlich auf reges Interesse bei den Fans stoßen werden, so kann man doch dieses grandiose Stück deutscher Rockmusik zweifellos jedem nur wärmstens empfehlen. "The history of Solar Music 1" enthält drei Versionen von "Solar Music". Da wäre zum ersten die komplette erste CD, mit einer 1978 in Warburg aufgenommen über 54-minütige Version, die schon aus dem zeitlichen Kontext, sehr nahe an der 78er Veröffentlichung "Solar Music Live" angelehnt ist. Jedoch gibt es kleinere Unterschiede, die beim genauen Hinhören entdeckt werden können, wie z.B. das gewollte oder zufällige Wiederkehren einiger Takte von "Oh well" von Fleetwood Mac oder "Waiting" von Santana. Die zweite CD wurde ein Jahr später in Münster mitgeschnitten und präsentiert eine gekürzte und auch inhaltlich fast völlig gewandelte rund 27-minütige Version, die deutlich macht, wie Grobschnitt ständig an "Solar Music" weiterarbeiteten und es veränderten. Zum guten Abschluss gibt es auch noch einen Alternativmix der Studioversion vom "Ballermann" Album, der in dieser Transparenz leider nicht auf dem Original veröffentlicht wurde und zum ersten mal offenbart, das im Gegensatz zum etwas dumpf klingenden Original, auch im Studio einiges von der Magie dieses Kernstückes der Grobschnitt Geschichte eingefangen wurde. Ein ausführliches Booklet mit liebevollen Erklärungen von Eroc runden dieses lohnenswerte Doppel Pack ab. Mal sehen, was für die nächste Ausgabe für interessante "Solar Music" Versionen ausgegraben werden, ich bin schon unheimlich gespannt!

Kristian Selm



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