CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
Blue Flux - Sugar beat
(51:51,Privatpressung, 2001)
Das hätte sich die Packung feinster Zucker aus Köln wohl auch nicht geträumt, nämlich als Cover für eine CD herhalten zu dürfen. Zu was doch Zucker aus deutschen Landen alles gut ist! Die Erklärung für das lustige Cover ist schnell gefunden, so etwas passiert eben, wenn man seinen Wohnsitz von Wales nach Deutschland verlegt und bei seinen kreativen Ideen auf die kostbaren Ressourcen der neuen Heimat zurückgreifen muss. Auch spiegelt sich der Umzug in der musikalischen Gestaltung der zweiten CD von Blue Flux wieder. War der Vorgänger "Treffer!" technisch noch etwas verspielter und auch von leichten Keyboardelementen durchsetzt, so verließ der elektronische Klimperkasten, aufgrund des fehlenden Platzes im neuen Heim, in good old Germany leider nicht den Umzugkarton oder um es mit Queen auf deren frühen Album zu sagen: "No synthesizers used on this album!". Gleichzeitig wurde aber aus der Not eine Tugend gemacht und "Sugar beat" wird logischerweise ganz einfach allein von der Saiten vor allem der akustischen Gitarre, manchmal auch der elektrischen Gitarre und Bass dominiert. Jedoch darf man sich hier kein Geschrammel mit falscher Lagerfeuerromantik vorstellen, sondern die Saiten werden sowohl kunstvoll, als auch verspielt in wunderbarer Harmonie zum Schwingen gebracht. Mal beschwingt fröhlich, mal richtig schön melancholisch - trotz der eindimensionalen musikalischen Instrumentariums wirken die Songs auf "Sugarbeat" keineswegs eintönig oder klingen gleich. Mit behänden Fingern wird dem akustischen Sechssaiter manch angenehme Stimmung und wunderbarer Akkord oder Melodie abgerungen. Dabei versprüht die Musik dennoch nie Schwere, sondern wirkt immer leicht und trotz leicht versponnener Ideen, nie zu kopflastig. Sich wohl dennoch der Gefahr des etwas ähnlich klingenden Sounds einer alleinigen akustischen Gitarre bewusst, gibt es ab Stück 6 auch leichte Klangteppiche, sparsamer E-Gitarren Einsatz, sowie auch einige Basstupfer. Beim folgenden "Descent" folgt dann auch noch leichter Rhythmus, sowie Bootleneck Spiel, was dem Stück einen spacigen, offenen Charakter verleiht. Generell ist es überhaupt schwierig die Musik von Blue Flux einzuordnen. Zwar schwebt über allem ein leichter Fusion / Folk Touch, aber durch die sehr großräumig wirkenden Gitarrenklänge, die mit sehr viel Hall versehen wurden, hat dieses Album etwas von endloser Weite, von Ferne. So werden die Reisen im weiteren Verlaufe des Albums immer weitläufiger, mal untermalt von einer prägnanten Bassfigur, mal von grooviger Beats leicht angestupft. Als Brückenschlag zum Anfang beschließt eine sehr gefühlvolle Version des alten Klassikers "Scarborough fair" dieses Album. So ist "Sugarbeat" die logische akustische Weiterentwicklung des Debüts "Treffer!". Wer relaxter Gitarrenmusik im Grenzbereich der Stile etwas abgewinnen kann, der liegt bei diesem Album garantiert richtig. Zu beziehen ist die CD am einfachsten direkt über die Website von mp3.com.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002