CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)

Agora - Segundo pasado
(43:57, Argenta Records, 2001)

Mexiko ist nicht erst seit Cast und deren jährlich stattfindendes Baja Prog Festival ein fruchtbares Pflaster für Progressive Rock Bands. Doch die heimische Szene hat gerade in den letzten Jahren so etwas wie einen kleinen Aufschwung erlebt, wobei sich derzeit leider nicht viele Produktionen mit internationalen Maßstäben messen lassen können. Agora sind jedoch auf den besten Weg dies zu ändern, denn die seit 1996 existierende Band, beweist auf ihrem Debüt "Segundo pasado" internationales Format und konnte bereits im Vorprogramm der deutschen Helloween und der spanischen Medina Azahar auch ihre Livequalitäten unter Beweis stellen. Mit ihrer moderne Mischung aus hartem, aber melodischem Progressive Rock / Prog Metal / Melodic Rock sprechen sie auf jeden Fall ein breiteres Publikum an. Ihr Album wurde zudem als Digi-Pack in ein geschmackvoll gestaltetes Artwork verpackt, so dass man neben rund 44 Minuten auf die Ohren, auch etwas fürs Auge bekommt. Die Mexikaner vertrauen im Gegensatz zur anderen internationalen Konkurrenz auf ihre Muttersprache, wobei sie mit Eduardo Contreras über einen stimmgewaltigen Frontmann verfügen, der die spanischen Texte mit Emotionen und moderater Heavy Shouter Attitüde füllt. Kein Gekreische, sondern kraftvoller Gesang bestimmt somit das stimmliche Bild von Agora. Der melodischen Grundstruktur völlig untergeordnet haben sich seine fünf Bandkollegen an 2x Gitarre, Bass, Keyboards und Schlagzeug. Solistische Einlagen an Gitarre und Keyboards dienen nie zum Selbstzweck, sondern fügen sich bestens in die powervolle Produktion ein. Die Band will nie zeigen, welches handwerkliches Können in ihr steckt, sondern eher unauffällig, aber inhaltlich sehr stimmig, gleitet die Musik durch die insgesamt acht Songs. Und gerade das Zurücknehmen der eigenen Virtuosität tut diesem Album sichtlich gut, dass damit sich ganz bodenständig auf die wesentliche Bestandteile nicht zu überladen wirkender Musik besinnt. Eine nicht spektakuläre, aber äußerst rund und wie aus einem Guss wirkende, sehr solide Produktion, die zeigt, dass eine etwas härtere Gangart keineswegs zu Gunsten von Harmonie und Geschlossenheit aufgegeben werden muss. "Segundo pasado" hat auf jeden Fall nicht nur für die Liebhaber spanischsprachiger Musik die entsprechende Aufmerksamkeit verdient.

Kristian Selm



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