CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Distillerie Di Malto - Il manuale dei piccoli discorsi
(48:42, Privatpressung, 2001)

Hört man sich manche Produktionen vorbehaltlos an, ohne eine Ahnung zu haben aus welcher Zeit sie stammen, so kann die Raterei ganz schön nach hinten losgehen. Gerade in den momentanen Zeiten von Post Rock und vielerlei Retro Strömungen, aber besonders natürlich im Prog Rock, der ja sich ja Jahren schon den Vorwurf gefallen lassen muss, nur alte Sachen wieder neu aufzuarbeiten. Und so geht es auch mit Distillerie Di Malto nicht anders zu Werke, sie rühren kräftig in der 70er Prog Suppe, um dabei nach altbekanntem Rezept ein schmackhaftes Gericht zuzubereiten. Viele Zutaten wurden bestens verrührt, doch gibt es zwischendurch auch ein paar eigenartige Zwischennuancen, die einen schlucken lassen. Damit zuerst zum Schwerverdaulichen: es ist mal wieder stellenweise der Gesang, der, wenn auch nur sparsam eingesetzt, einige Ideen negativ verfärbt. Besonders fällt dies beim einzig englischsprachigen Titel auf, wo sowohl die Tonlage extrem schräg es, der Textinhalt nur beim Lesen desselbigen überhaupt verstanden werden kann. Völlig unverständlich vor allem deshalb, weil ansonsten, besonders beim dreizehnminütigen "Aria e vento", richtig guter Gesang in Landessprache erklingt Doch nun zum Positiven: der musikalischen Vielfalt, die aber dennoch stimmig und passend wirkt. Neben jede Menge 70er Flair mit wilden Keyboardläufen und mal härteren, mal verträumten Gitarren, jeder Menge südländischem Temperament, gibt es neben diesem typischen Italo Prog, folkloristische Momente mit Flöte, ebenso kurze Ausflüge in jazzige Gefilde, selbst vor recht schrägen und experimentellen Passagen macht die Band nicht halt. Des weiteren kommen zu den schwungvolleren Parts auch einige verträumte Momente, die im richtigen Augenblick der Seele Platz zum Träumen lassen. Beim ersten Anhören wirken vor allem die ersten beiden Titel noch brüchig und sperrig, was beim mehrmaligen Anhören doch an inhaltlicher Stärke gewinnt. Doch gerade der zweite Teil der CD schlägt mit voller emotionaler Breitseite trefflich herzlich zu. Leider klingen die Keyboards zu Beginn an einigen wenigen Stellen zu flach, vom Sound her irgendwie billig. Komisch eigentlich, denn die Großteil der Klangmuster wirkt stimmig und gerade im verträumten, grandios spannungsaufbauenden Instrumentaltitel "Melodia die fine autunno" perfekt auf die Gitarre abgestimmt. "Il manuale dei piccoli discorsi" hat somit jede Menge gelungene nostalgische Momente, die den Italo Prog der 70er wieder aufleben lassen. Und wenn die Italiener das nächste mal einfach auf englischen Gesang verzichten, dann gibt's sogar noch einen Punkt mehr bei der Benotung.

Kristian Selm



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