CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Cairo - Time of legends
(47:33, Magna Carta, 2001)
War hier ein Scherzbold am Werke oder hat hier die Werbeabteilung völlig danebengegriffen? Auf dem Infoblatt zur neuen Cairo (Überschrift: ... eine Legende kehrt zurück - passt zwar gut zum Albumtitel, aber wohl doch eine Spur zu dick aufgetragen) werden als Sänger Tom Araya (hat der jetzt bei Slayer gekündigt??), als Bassist Zacki Zupf (interessanter Künstlername) und zur Krönung am Schlagzeug Britney Spears (!!!) aufgeführt. Hmm, irgend etwas stimmt hier doch nicht...die Auflösung folgt am Ende des Zettels: wer als erstes die zehn Fehler in der Bio findet, kann was gewinnen. Also Entwarnung, war doch alles eindeutig ironisch gemeint. Nach dreijähriger Pause machen Cairo eigentlich dort weiter, wo sie mit ihren bisherigen Alben geendet haben: bombastischer Progressive Rocks mit jeder Menge virtuosen Instrumentalteilen, aber ebenso Gesangslinien, die sich nicht unbedingt einprägen, jedoch harmonisch in den Gesamtsound eingefügt sind. Doch irgend etwas ist dieses mal anders, irgendwie haben die Ideen nicht ganz die Durchschlagskraft, die Power von früher. Liegt es daran, dass man das Cairo Konzept bereits kennt, aufbauend auf einen druckvollen Beat sich elegisch an Gitarre und Keyboards auszutoben? Wahrscheinlich nur zum Teil, denn ein weiterer Grund mag auch der sein, dass es im instrumentalen Bereich nicht mehr ganz so virtuos, so ausufernd zur Sache geht, es teils sogar richtig besinnlich klingt. Dazu noch eine elektronische Blubbernummer "Cosmic approach", die zwar recht spacig daherkommt, aber auf der Platte etwas fremdartig wirkt. Nun ist "Time of legends" keineswegs ein schlechtes Album. Das Zusammenspiel ist harmonisch aufeinander abgestimmt, die Produktion kommt druckvoll daher, Chorgesang, instrumentales Können und die Arrangements bewegen sich im oberen Bereich, doch wenn man den leidlichen Vergleich zu früheren Taten zieht, weiß man eben, das die drei Kalifornier doch noch mehr drauf haben. Außerdem hätte man bei drei Jahren Wartezeit vielleicht etwas mehr erwartet. "Time of legends" macht aus Cairo keine Legende, sie führen ihren eigenen Stil nur etwas abgeschwächter weiter.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001