CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

Braindance - Redemption
(64:05, Progressive Darkwave Recordings, 2001)

Wenn um ein Album fast mehr als zwei Jahre immer wieder Wirbel gemacht wird, man die Veröffentlichungen mehrfach aus verschiedenen, auf den ersten Blick sehr fadenscheinigen Gründen verschiebt, die Vorab-Kommentare sich aber in gnadenloser Begeisterung überschlagen, dann kommt eigentlich erst einmal natürliche Skepsis über die wirkliche Qualität dieser Produktion auf. Das 1995 veröffentlichte Debüt "Fear itself" der New Yorker Formation Braindance sorgte damals mit seinem genreübergreifenden Mix aus Gothic, Wave, Prog und Metal - selbst betitelt unter dem Begriff "Progressive Darkwave" - für einiges Aufsehen und "Redemption" soll jetzt diese erfolgreiche Geschichte fortführen. Nun ist diese CD mehrfach durch meinen Player gelaufen und wie sag ich es jetzt mit einfachen Worten? Ganz einfach, die anfängliche Skepsis ist vollster Überzeugung gewichen. "Redemption" ist wirklich eine echt beeindruckende Scheibe, die sich aus allen Bereichen das Beste genommen hat, um daraus etwas eigenes, äußerst faszinierendes entstehen zu lassen. Aus Gothic und Wave kommen die dunklen Stimmungen, das Spiel mit Trauer, Melancholie, den Mächten der anderen Seite, aber auch die treibenden Beats, elektronische Impulse. Aus dem Prog wurden die sinfonischen, elegischen Parts entliehen, was sich vor allem immer wieder durch in die Höhe schraubenden Gitarrensoli und in stimmungsvollen, voluminösen Bombast widerspiegelt. Vom Metal schließlich die harten, rasiermesserscharfen Riffs, die den atmosphärischen Parts einen harten Gegenpart bieten. Was dieses Kleinod um so erstaunlicher erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass sich dahinter nur zwei Personen verbergen. Da wäre zum einen Sänger Sebastian Elliott, der mit seiner dunklen, sehr eindringlichen Stimme dem Album Kraft und Power verleiht, sowie die Multiinstrumentalistin Vora Vor, die vor allem mit ihrer Gitarrenarbeit und Ambient Sounds aus dem elektronisch Wunderkasten, für abwechslungsreiche Klänge sorgt, was im Gesamteindruck als überaus stimmige, sehr ausgewogene Produktion herüberkommt. Prägnante Melodien auf der einen Seite, instrumentale Vielfalt auf der anderen Seite - selbst nach mehrmaligen Anhören findet man immer noch Gefallen an dieser Scheibe. Geht es bis Titel 5, "Relentless" richtig gut nach vorne ab, folgt mit dem nur aus Film-, Werbe- und sonstige Textsequenzen bestehenden "Reduction" ein kurzer Bruch, so folgen danach die wesentlich proggigeren, sprich sinfonischeren Titel, was letztendlich im fast schon orchestral angelegten über 8½-minütgen Titelsong gipfelt. Verpackt in eine Comic-artige Verpackung bieten die 11 Titel auf "Redemption", die allesamt übrigens mit den Buchstaben "Re" anfangen, ein prachtvolles Kaleidoskop für all diejenigen, die auf eine souveräne Verbindung der bereits oben erwähnten Stile stehen. Ein wirklich feines Album!

Kristian Selm



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