CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Yes - Magnification
(60:34, Eagle, 2001)
Nachdem Dauer-Ein- und Austeig-Keyboarder Rick Wakeman Ende der 90er (ihr wisst es alle - noch bevor die "Keys To Ascension II" veröffentlicht wurde) mal wieder Yes verließ (zum vierten Mal übrigens), versuchte der Rest der Band den Ausnahmekeyboarder mit farb- oder talentlosen Musikern zu ersetzen, (Igor Khoroshev, der einarmige Wink-dem-Publikum-Kosake und Billy Sherwood a.k.a. Sherwood Forest, der Rächer der entnervten... Gitarren-Nixkönner) - bei solch "überlegtem und klug ausgewähltem" Casting freilich ohne Erfolg. Der völlige Verzicht auf einen Keyboarder schien also nur eine logische Konsequenz aus dem Besetzungsdesaster der letzten Jahre zu sein; ein ganzes Symphonieorchester übernimmt auf "Magnification" nun den Großteil der Keyboardparts, für den Rest drückt Drummer Alan White mal eben in die Tasten. Eben dieser Alan White ist aber auch einer der Hauptkritikpunkte am neuen Album, jedoch nicht, wie man vermuten könnte, sein Tastenspiel, sondern sein grässliches Geholze an den Drums, das überflüssigerweise in einem direktem quasi-live-Sound in den Vordergrund gemischt wurde. Es ist mir völlig unverständlich, wie der Drummer von Meisteralben wie "Relayer" eine so schwache Leistung abliefern konnte, dass man meinen könnte, dass Ringo Starr zu seligen Love-Me-Do-Zeiten hinter Hi-hat-Snare-Bass-Drum sitzt. Auch der Einsatz des Orchesters bleibt weit hinter dem Möglichen zurück, das hätte man sich deutlich spektakulärer vorstellen können. Aber es gibt nicht nur Dinge, die der nörgelnde Rezensent zerpflücken möchte. Positiv anzumerken ist der Bass und Vocals vom Meister Squire, Jon Andersons Lead Vocals und Texte vermeiden wenigstens die ganz peinlichen Ausfälle vorangegangener Alben (brrr... ich erinnere mich gerade an "Lightning strikes"), Steve Howes Gitarre ist (wie immer) brillant. Nein, ganz so altbacken, wie auf den letzten Alben geht es auf "Magnification" auch nicht zu, es ist wohl das Experimentellste, was man von dieser Band noch (realistisch betrachtet) erwarten konnte, die alten Fans werden mit dem Album leben können. Alles in allem eine solide Leistung mit einigen gelungenen Songs und keinem Ausfall. Mehr ist wohl nicht drin und - seien wir ehrlich - es hätte viel peinlicher werden können.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2001