CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

Volaré - Memoirs...
(46:41, Pleasant Green Records, 1996/97)

Volaré ist zwar nicht aufgelöst. Die Band gibt es aber quasi nicht mehr, weil jeder Musiker in einer anderen Stadt (in den USA) lebt und ein organisches Bandleben und -arbeiten daher nicht möglich ist. Ob es folgende Veröffentlichungen geben wird, ist also ungewiss. Aufmerksam geworden auf Volaré bin ich 1997, als ihr CD-Debüt erschien. Die ausgezeichnete Mischung aus sinfonischen und Jazzrock-Elementen jenseits allzu ausgetrampelter Pfade entzündete schnell mein Interesse. "Memoirs..." nun ist die Resteverwertung. Die Stücke 1-5 füllten 1996 die Debüt-Kassette, die drei restlichen Stücke stammen auch von 1996/97. Rein instrumental, mit Cello und Okarina neben dem herkömmlichen Rockinstrumentarium entwerfen Patrick Strawser (keyb), Steve Hatch (g), Richard M. Kesler (bs, sax) und Brian Donohoe (dr) mit Gast Rob Sutherland (c) eine ausgedehnte musikalische Landschaft zwischen den Polen Sinfonik-Rock und Jazzrock ohne heftige disharmonische oder atonale Ausbrüche. Stets melodisch, aber doch abstrakt und vielschichtig äußert sich die mal virtuos-expressiv, mal melancholisch-sensibel inszenierte Opulenz der britisch geprägten Progressive Rocker. "The broken waltz" ist ein fast minimalistisches Stück, das brodelnd dieselbe Melodie manisch vor sich her treibt. Das akustische "Three oïclock" hat folkloristische Qualitäten, während das lange "The Odessa steps sequence" sinfonische Momente auslebt. Manchmal erscheint es, als würden Genesis (etwa 1974) und Anekdoten mit dem Mahavishnu Orchestra zusammen arbeiten. Nie überbordend, nie hart, eher verhalten und in großartiger Spannung stehen die 8 Stücke von "Memoirs...". Wäre schade, wenn die Band nicht wieder zusammenfinden und an neuen Songs arbeiten würde.

Volkmar Mantei



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