CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

2112 - Glory lies ahead
(56:04, Bola Loma Records, 2001)

Was darf mal von einer Band erwarten, die sich nach einem wohlbekannten Konzeptalbum von Rush benennt? Ganz einfach, Musik, die sehr nach Rush klingt bzw. versucht so zu klingen. "Glory lies ahead" ist nach "Alterando los divisiones" (1990) und "Intro" (1994), der dritte Versuch der Argentinier es dem kanadischen Trio gleichzumachen. Seit mehr als 16 Jahren arbeitet man fast in gleicher Besetzung zusammen, einzig der Bassist wurde 1998 ausgewechselt, doch musikalisch hat sich nur wenig geändert. Und so klingt bei 2112 erwartungsgemäß sehr viel nach den Mid 70ern Rush, als das Keyboard bei den Kanadiern noch fast keinerlei Rolle spielte. Manches Gitarrenriff kommt einem irgendwie sehr bekannt vor, auch beim Schlagzeug gibt es manchmal jene Schlenker, die man von Neal Peart kennt. 2112 greifen aber z.B. auch auf die Tangotradition ihrer Heimat zurück, was für völlig neue, aber gelungene Höreindrücke sorgt. So weit, so gut. Doch jetzt kommt das ganz dicke aber. Der Gesang ist wirklich unter aller Kanone. Nicht nur das jegliches Volumen fehlt, auch das zittrige Treffen von jedem Ton wird zu einem reinen Glücksspiel, das mit sehr geringer Trefferquote den Qualitäten eines alterskranken Stürmers nahe kommt. Fies, aber leider wahr. Schade eigentlich, denn musikalisch merkt man diesem Album doch augenscheinlich an, dass in ihm sehr viel Detailarbeit steckt; die Bandbreite von akustischem Geklampfe, rockigem Progressive Rock bis hin zu krachender Heavy Mucke reicht, auch wenn natürlich nicht jede Idee zündet. Zudem ist das Booklet mit jeder Menge geschmackvoll, sorgsam zusammengestellter schwarz-weiß Bilder aus dem Südwesten der U.S.A. versehen, der optische und inhaltlicher Zusammenhang passt also. Wäre dieses Album rein instrumental (was es glücklicherweise über weite Strecken auch ist) geblieben, dann wäre einige Punkte Abzug in der Beurteilung wirklich nicht nötig gewesen, so bleibt leider ein recht fader Beigeschmack für ein mit sehr viel Herzblut erstelltes Werk.

Kristian Selm



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