CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

Thønk - Earth vision impact
(51:38, Galileo Records, 2001)

Aller guten Dinge sind drei? Jetzt läuft zum dritten mal das Debüt von Thønk in meinen Player und immer weiß ich noch nicht so recht, was ich von dieser Scheibe halten soll. Eine Ursache mag die stilistische Vielfalt, das Einfinden in die Musik sein, die Tatsache, dass hier und da vielleicht der letzte Pfiff fehlt. Andererseits kann dies aber auch damit Zusammenhängen, dass es sich ausschließlich um Instrumentalmusik handelt, man also nicht sofort Melodien fürs Ohr findet. Kein Album also nur zum Nebenbeihören, was aber andererseits für die Qualität, den Ideenreichtum der schweizer Formation spricht. Aufgenommen im Studio von Pär Lindh, sowie vom demselbigen auch abgemischt und produziert, kommt das Album zu Beginn nicht so richtig aus den Startlöchern. Beim Opener "Sulm / Thonkland" stoßen trotz druckvollen Anfang gleich die etwas billig und käsig klingenden Keyboards auf, die dem leicht neo-progressiv angehauchten Doppeltitel einen etwas faden Beigeschmack verleiten. Die Breaks und Übergänge wirken noch holprig, was dem ansonsten mehr als ordentlichen Titel unnötig abwertet. Doch schon beim folgenden "Square root" geht's deutlich zurück in die 70er und schwere Orgelgeschütze, filigrane Pianolinien und spacige Sounds sorgen für eine ganz andere Atmosphäre. Und die feine Reise in die Vergangenheit geht weiter. "Pomme" ist sehr vielschichtig und abwechslungsreich aus Zusammenspiel von Piano und Akustikgitarre aufgebaut, vorangetrieben von vertracktem Rhythmus, bevor die Gitarre elegisch abhebt. Bei "Insharp" wird dann virtuoser Keyboardbombast mit lässigen, fast schon jazzigen Gitarrenklängen als Gegensatz in einem Song vereint, bevor bei "Garden" noch mehr in die Tasten gegriffen wird und man sich prächtig im druckvollen 70's Sound ausgelebt. "Ela" geht wieder mehr in die akustische Richtung, doch die Klavierklänge können trotz des weiten Bogens von Klassik, Progressive Rock bis hin zu leichten Jazz Anleihen, die Spannung aufrechterhalten. Das Album abschließende "Rax" klingt dann vom Zusammenspiel, wie eine Vermischung von ELP Einfluss, Genesis-mässiger Gitarre und skandinavischer Traurigkeit. Ein grandioser Schlusstrack. Am Ende überwiegt dann die Überzeugung, dass es Sinn gemacht hat, sich mehrfach mit diesem Album zu beschäftigen, da es einerseits die Reihe der qualitativ guten Produktionen von Galileo Records fortsetzt, anderseits auch die Musik für die ihr entgegengebrachte Zeit entschädigt. Sehr originell wurde übrigens auch das Booklet gestaltet, das als eine Art Daumenkino verwendet werden kann und man somit die drei Musiker in Bewegung setzen kann. Aktuelle News aus dem Besetzungskarussell: mittlerweile wurde Bassist Fredy Schnyder durch Sebastiano Mereu ersetzt.

Kristian Selm



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