CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Baalbek - Fata Morgana
(51:55, Record Runner, 2000)
Prog aus Südamerika - für viele noch immer ein unbekanntes, exotisches Terrain. Doch in den letzten Wochen bzw. Monaten gab es durchaus einiges Interessantes von dort zu entdecken. Ob für die härtere, komplexe Gangart Ergo Sum aus Chile sind, für den Neo Prog / Sinfonic Prog Bereich die noch später folgenden Nexus aus Argentinien oder die aus dem gleichen Land stammenden Baalbek, die jetzt auch noch den Rückblick auf die 70's im Zusammenspiel mit Jazz Rock wagen. Das Problem mit der spanischen Sprache fällt schon mal flach, denn Baalbek haben sich ganz der instrumentalen progressiven, sinfonischen Schiene verschrieben. Im Gegensatz zu den brasilianischen Bands, die oftmals den in unseren Breiten als Weichspülsound empfundenen Klängen frönen, gibt es bei den argentinischen Kollegen jede Menge Ecken und Kanten, aber natürlich auch satte Melodien und flirrende Gitarrenexkursionen. Einen Abstrich gleich vorweg: insgesamt ist die Klangqualität etwas verschwommen, was gerade den Keyboards einen leicht billigen Klang gibt, aber insgesamt noch als durchaus akzeptabel einzustufen ist. Was die Musik von Baalbek aber von Anfang an interessant macht, ist komischerweise die Tatsache, dass man hier keineswegs epische Longsongs vorgesetzt bekommt, sondern die Ideen in drei bis vier Minuten auf den Punkt gebracht werden. Dennoch fehlt es an nichts, was zum einen auf die stilistische Bandbreite zurückzuführen ist, die auch mal beim Jazz Rock (u.a. Saxophon, vertracktere Rhythmen) vorbeischaut, zum anderen bei den instrumentalen Fertigkeiten der Musiker zu suchen ist. Der Schritt von Prog Rock, Sinfonic Rock hin zu zeitgenössischer Musik im Stil von Isildurs Bane oder Kenso, ist fließend und wohltuend dosiert. Leider scheint gegen Ende der CD jedoch Baalbek der eigens vorgelegte Schwung verloren zu gehen, die Gitarre wird stellenweise härter, Keyboards und Saxophon rücken in den Vordergrund, die Rhythmen straighter, es geht weg vom Prog, aber die Qualität der Songs muss leider darunter leiden. Manches mal klingt es wie nach eine komplexere Variante der isländischen Fusion / Jazz Rock Formation Mezzoforte, die gerade in den 80er bei uns mit ihrem leicht verdaulichen Fahrstuhlsound für Furore sorgten. Trotz interessanter Ansätze und einem durchaus ansprechenden Niveau werden es auch Baalbek in unseren Breiten schwer haben sich durchzusetzen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001