CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Ozric Tentacles - The hidden step
(47:55, Stretchy Records, 2000)
Ozric Tentacles - Pyramidion
(41:22, Stretchy Records, 2001)
Der Ausstoß an Alben nimmt bei Ozric Tentacles in letzter Zeit wieder mal bedenkliche Ausmaße an. Zwei Studioalben innerhalb eines Jahres und jetzt noch gleich ein Minialbum hinterher - der Geldbeutel für Ozric Fans wird auf eine ganz harte Probe gestellt. Da Ozric Tentacles immer noch keinen brauchbaren Vertrieb in Deutschland gefunden haben, kommt mit etwas Verspätung, nach einer CD-Bestellung in Neuseeland (Cranium Music, kann ich übrigens sehr als Mailorder für Psychedelic / Space Rock empfehlen) nun endlich auch das letzte Studiowerk "The hidden step" unter den Besprechungshammer. Wie (fast) immer gilt, nicht sehr viel Neues im Ozric Reich. Aber seit dem fantastischen Liveauftritt in Burg Herzberg hat dieses Band bei mir noch mehr einen Stein im Brett. "The hidden step" wabbert wunderbar vor sich hin, wie man es kennt und liebt, aber dennoch wiederum um einen Tick anders. Moderner Space Rock, World Music, aktuelle Rhythmen, orientalisches Flair - alles wieder da, was man von dieser Band erwarten darf und kann, aber zum einen sind die Sounds moderner und die Aggressivität der Gitarre wurde wiederum etwas zurückgenommen, so dass flächendeckende, aber keineswegs monotone Keyboardteppiche die Oberhand gewinnen. "The hidden step" versprüht mehr Groove und Rhythmus, nimmt die Schärfe etwas weg, versetzt aber unweigerlich den ganzen Körper in Bewegung. Irgendwo anders habe ich mal den Begriff Speed Ambient als Umschreibung für den aktuellen Ozric Tentacles Sound gelesen, was meiner Ansicht nach recht gut eine wesentlich Facette auch von diesem Studioalbum herausstreicht. Nicht ganz so stark wie einige Vorgänger, aber immer noch ein gutes Album. Nun zur angeblichen Mini CD, die sich bei Betrachtung der Spiellänge eigentlich als komplettes Album outet. Bis auf den neuen Studiotrack "Pyramidion", der sehr schnell in Fahrt kommt und vorangetrieben von kreischenden Gitarren mit modernen Rhythmen und Sounds, den typischen Ozric Stil kreiert, gibt es zudem vier Titel von der letzten Tour. Abgesehen vom halboffiziellen Internetmitschnitt "Spice doubt" vom letzten Jahr, also endlich mal wieder seit dem 92er Album "Live underslunky" etwas offizielles Livehaftiges der englischen Space Rocker. Zwar kann ein Tonträger nur in abgeschwächter Form den Liveeindruck und die Faszination dieser Musik wiedergeben, doch lässt sich immerhin ansatzweise erahnen, was Ozric Tentacles auf der Bühne bieten. Trotz als Minialbum angekündigt, aber letztendlich mit über 40 Minuten Spielzeit versehen, ist "Pyramidion" doch eher ein Album für die Hardcore Fans, da es eigentlich nicht viel Neues bietet. Bleibt abzuwarten, ob es der Band endlich auch gelingt einen einigermaßen brauchbaren deutschen Vertrieb auf die Beine zu stellen, denn der teure Importpreis aus England reißt doch immer mehr größere Löcher in die heimische CD-Kasse.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001