CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

One Shot - Vendredi 13
(63:29, Soleil Zeuhl, 2001)

Angefangen haben sie als Magma-Coverband. Christian Vander war so entzückt, dass er sie in die Band holte und sie das nunmehrige Magma-Line-up an Gitarre/Bass und Keyboards bilden. Emmanuel Borghi (key), James MacGaw (g), Philippe Bussonnet (b) und der Schlagzeuger Daniel Jeandïheur haben One Shot nebenher weiter bestehen lassen und nach dem 99er Debüt mit "Vendredi 13" jetzt das zweite Album veröffentlicht. Thema: Freitag, der 13. "Für die meisten ist Freitag, der 13. ein schlechter Tag, was schnell vergessen werden muss. Ich hoffe, dass die Platte diese Meinung ändern wird" meint Emmanuel Borghi. Gerade mal 5 Songs gibt es auf der CD. Der Opener "I had a dream" ist mit 20 Minuten das längste Stück. Langsam entwickelt sich aus dem rockinterpretierten Jazz in stetem Fluss eine gewaltige Soundkaskade, die mit wundervollen, messerscharfen, harten Jazz - Soli an der Gitarre geadelt ist. Ein schweres, anspruchsvolles und wildes Stück. Die disharmonische Bedienung des Fender Rhodes und die bleischwere Rhythmusabteilung sorgen immer wieder für Überraschungen. Der knochentrockene Bass, von aggressiver Hand gespielt und die zuerst etwas leichtfüßige Gitarre brechen aus dem Kontext aus und führen einen spannenden, vitalen und doch auch minimalistischen Heavy Jazzrock gegen den Strich vor, der von moderner Popmusik gewiss nichts hält. Stets macht die Band den Eindruck, überzukochen und die kaum ertragbare Spannung in einem wilden Kriegstanz kurz und klein zu schlagen. Dann schält sich ein psychedelisches Muster aus, dass die Aggressivität abbaut. Doch gleich wirft das nächste Break die verwirrte Stille über den Haufen und die komplexe Musik gebiert neue Vitalität. Die vier weiteren Songs stehen dem ersten in nichts nach. Allesamt um die 10 Minuten lang, haben sie genügend Spielraum, die Jazzmuster erschöpfend zu präsentieren. Höhepunkt von "Vendredi 13" ist das abschließende "Urm", das stark an Magma erinnert und wie eine Armee aus den Boxen stürmt. Wenn man von intelligenter Aggressivität sprechen kann, hat sie hier ein Beispiel gefunden. Die bedrohliche Stimmung wirft einen Schauer über den Rücken, der gleichzeitig Verzückung und Angst bedeutet. Typisch Kobaianer, dass sie mit erschreckender Musik wohlige Gefühle vermitteln.

Volkmar Mantei



© Progressive Newsletter 2001