CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

Anyone's Daughter - Requested document Live 1980-1983
(76:49 + 67:52, Tempus Fugit, 2001)

Zwar sind Anyone's Daughter seit einiger Zeit in veränderter Besetzung und leicht anderer musikalischer Ausrichtung wieder aktiv, doch es sind vor allem die ersten drei Studioalben, die bei den melodisch orientierten Progressive Rock Fans besonders im Südwesten der Republik für Begeisterung und Anfang der 80er auch für regelmäßig volle Konzertsäle sorgten. Der großen Nachfrage Tribut zollend, gibt es jetzt endlich eine Doppel Live CD aus der Zeit von 1980-83, aufgeteilt in die englisch- bzw. deutschsprachige Phase der Band. Zwar kommt das Album ohne bisher unveröffentlichte Tracks aus und leider musste aus Qualitätsgründen auch auf die deutsche Version des U.K. Klassikers "In the dead of night" verzichtet werden, aber dennoch bekommt man jede Menge ausgezeichnete Musik fürs Geld. Zwar gibt es bei der Soundqualität leichte technische Fehler zu verschmerzen, da es sich ausschließlich um digital nachbearbeitete Soundboardaufnahmen aus jener Zeit handelt. Doch selbst einige Übersteuerungen, leises Zischen und Tonschwankungen wiegen nicht so schwer, als dass dadurch der musikalische Genuss zu stark getrübt werden könnte. Die Ansagen von Harald Bareth wirken zwar im Rückblick manchmal etwas eigenartig und eher belustigend, doch im zeitdokumentarischen Zusammenhang sind seine Worte durchaus verständlich. Neben einem, je nach Geschmack, etwas überflüssigen Schlagzeug- und Bass-Solo, brilliert die Band ansonsten zwischen sinfonischen Momenten, progressiver, leicht folkiger Verspieltheit und atmosphärischer Rockmusik. Man nimmt sich Zeit für solistische Ausschmückungen und auch die deutschen Texte wirken keineswegs peinlich, sondern in ihrer Lyrik zeitlos schön. Trotz einiger Überschneidungen mit dem regulären "Live" Album, wie z.B. durch "Moria" oder "Anyone's Daughter", wirkt "Requested document Live" wesentlich vitaler, echter, durch kleinere Ausschmückungen und Schnörkel liebenswerter. Eine wunderbare Zeitreise, die nochmals die magischen Momente von Anyone's Daughter heraufbeschwört, die besonders auf der Bühne ihre wirklichen Stärken ausspielen konnte. Und wenn dann "Adonis" wieder auf seine rund 27-minütige Reise aufbricht, ist es auch um mich geschehen!

Kristian Selm



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