CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

Kvazar - Kvazar
(56:36, Musea, 1999)

Zu manchen Zeitpunkten beschleicht einem beim wöchentlichen Anhör- und Kritikenschreibmarathon schon die bange Frage, wer sich denn die fast schon unüberschaubare Flut an Neuveröffentlichungen noch anhören bzw. kaufen soll. Dann kommt es natürlich noch ganz super, wenn man mal wieder eine Scheibe mit nur sehr mangelhaften Informationen in den Händen hält. Doch wozu gibt's das Internet?! Gesucht, sehr wenig gefunden: Kvazar kommen aus Norwegen, spielen seit drei Jahren zusammen und stehen angeblich in der Tradition solcher Bands wie Anekdoten, Landberk oder Änglagård. Klingt immerhin ja schon mal recht vielversprechend. Landet dann der Silberling im Player und setzt sich in rotierende Bewegung, sieht bzw. hört sich die Sache dann schon etwas anders, aber immer noch ansprechend an. Kvazar klingen zuerst einmal richtig schön nach 70's: verträumt-verklärte Keyboarduntermalung, satter, röchelnder Doppelgitarrensound und dieses typisch nordische Traurigkeit. Nicht mitreißend auf den ersten Eindruck, doch diese Musik hat unbestreitbar was. Zwar zündet nicht jeder Einfall, doch wirken sich dunkle Stimmung, leicht schleppender Rhythmus mit gelegentlichen Emotionsausbrüchen, sowie liebliche Melodien durchaus positiv auf den Gesamteindruck aus. Leichter Folkeinschlag, sogar mit etwas Platz für Cello, nimmt manch tiefgründiger Idee die Schwere, mit zunehmender Spieldauer und bei mehrfachen Anhören schälen sich immer mehr gute Strukturen, Dynamikwechsel und moderate Komplexität heraus und die Vergleiche zu den oben bereits erwähnten Bands ziehen in bestimmten Masse. Noch fehlt es den Norwegern an der eigenen Identität, an Merkmalen, die ihren Einfällen etwas mehr Eigenständigkeit geben. Doch ist aus der Schwermut der Heimat, gepaart mit deutlich erkennbaren Merkmalen des 70er Progressive und Psychedelic Rock, ein durchaus ansprechendes Debüt entstanden, dem man zweifelsohne anmerkt, dass hier noch Potenzial für mehr steckt, welches aber auch bereits im ersten Versuch durchaus seine Qualitäten besitzt.

Kristian Selm



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