CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

Greenwall - Elektropuzzles
(66:19, Mellow Record, 2000)

Das zweite Album dieser italienischen Formation unterscheidet sich doch recht deutlich vom Erstlingswerk. Manche Kompositionen wirken recht unterkühlt, vom typisch italienischen Flair des Debüts "Il petalo del fiore" ist nichts mehr zu spüren. Doch "Elektropuzzles" hat durchaus einige positive Seiten aufzuweisen. Der Auftaktsong "La nascita del fiori" beispielsweise erinnert u.a. durch die Art der Gitarrenarbeit an Edhels. Im Laufe des Albums übernehmen aber immer mehr die Keyboards die Hauptrolle. Das Schlagzeug kommt wohl aus der Dose, und außerdem: da fehlt doch noch etwas?! Wo bleibt denn der typische emotionale italienische Gesang? Hierauf wartet man vergebens. Stellt sich die Frage, ob sich denn Entscheidendes im Line-up getan hat. Keine Ahnung, ich finde keine Besetzungsliste abgedruckt. Also mal über die Homepage eines nicht genannt werden wollenden Magazins auf die Band-Homepage gehen, und schon hat man die gewünschten Infos: es handelt sich hier um ein 1-Mann-Projekt. Ein etwas genauerer Blick aufs Inlet hätte genügt: dort steht es nämlich, gut versteckt: Andrea Pavoni - Keyboards, compositions. Das war`s. Und was habe ich da für einen Blödsinn geschrieben von wegen Gitarre à la Edhels?! Kaum zu glauben, aber offenbar zaubert Pavoni diesen Gitarrensound tatsächlich per Tastendruck. Erstaunlich. Zum Ausklang gibt es diesen Song noch einmal in einer abgespeckten, sogenannten cut&paste-Version. Und wieder diese "Gitarre"... Mein persönlicher Favorit ist das 11-minütige "Privato" mit sehr interessanten (elektronischen) Perkussionspielereien. Die Mischung aus progressiven, symphonischen, jazzigen, ruhigen New Age-artigen und rein akustischen (Piano) Parts ist durchaus gelungen, wenn auch gelegentlich vielleicht etwas zu kalt und steril geraten. Es wäre wohl sinnvoller gewesen, dieses Album als Soloalbum zu deklarieren, anstatt unter dem Gruppennamen zu firmieren. Dafür passt der Titel des Albums aber umso besser. Das nächste Greenwall-Album ist schon in Arbeit, und diesmal wird wieder eine komplette Band auflaufen, ein Longsong ist bereits in groben Zügen fertig gestellt.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2001