CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

Sean Edward Ghannam - Fusia
(38:34, Sonic Playground Studios, 2001)

Wenn jemand in zwei Rush Coverbands mit so passenden Namen wie Rushour und 2112 (nicht zu verwechseln mit der brasilianischen Band, die noch weiter hinten im Heft folgt!) spielt, als seine größten Inspirationen Alex Lifeson und Rush nennt, dann ist ja wohl glasklar, wie nun das Soloalbum von Sean Edward Ghannam klingt. Noch kein Wort über die Musik geschrieben und schon ist die Kritik fertig - nächste CD bitte! Tja, ganz so einfach ist es dann glücklicherweise doch nicht. Sicherlich hört man auf "Fusia" manchem Riff und Sound schon an, woher der aus Florida stammende Griffbrettwirbler seine Einflüsse hernimmt, dennoch ist dieses Solowerk mit handwerklicher Schlagzeugunterstützung weit davon entfernt nur irgendein Abziehbild zu sein. Ghannam begeht weiterhin auch nicht den Fehler ins beliebte Gitarrengewürge zu verfallen, seine Kompositionen rocken, seine Saitentechnik ist songdienlich, wenn zum Teil auch virtuos eingesetzt, aber doch gibt es jede Menge relaxtes, lässiges Feeling und griffige melodische Haken, neben der offensichtlichen Schnellfingerei. Wie der Name "Fusia" andeutet, geht der gitarrenlastige Progressive Hard Rock auch mal in fremde Gefilde wildern, nimmt sich ein bisschen Fusion, Funk und Reggae mit ins Boot, und schon klingt die Sache richtig ansprechend. Doch sollen auch die Schwachpunkte nicht unerwähnt bleiben. Mit Reed Hayes hat der Gitarrist sich zwar einen Schlagzeuger aus Fleisch und Blut an die Schießbude geholt, doch bevorzugt dieser leider auch des öfteren das elektronische Schlagzeug, was stellenweise für sterile, zu technisch klingenden Rhythmen sorgt. Schade, aber verschmerzbar. Weiteres Manko des Albums sind die echten musikalischen Wagnisse bzw. packende Melodien, die hängen bleiben, dafür wurde der technische Aspekt der Musik nicht so in den Vordergrund gestellt und der Meister der sechs Saiten zeigt, dass er auch mit dem Gitarrensynthesizer bestens umgehen kann, was dem Album mehrfach mit spacigen Akzenten zu Gute kommt. "Fusia" wird so wahrscheinlich vor allem die Gitarrenliebhaber ansprechen, bietet es doch solides, ordentliches bis gutes Material, auch wenn dieses Album, wie in der guten alten Zeit, es gerade mal auf lächerlicher 38½ Minuten Spielzeit bringt.

Kristian Selm



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