CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

Il Castello Di Atlante - Come il seguitare delle stagioni
(55:07, Electromantic Music, 2001)

Schöne Verpackungen liefern sie ja bei jedem Album ab, Geiger Massimo Di Lauro geigt auch auf diesem Longplayer wieder um sein Leben, doch leider sind auch die Schwächen geblieben, die schon bisher Il Castello Di Atlante den Weg nach oben versperrten. Über weite Strecken und vor allem im instrumentalen Bereich hat die Musik der Italiener, die irgendwo zwischen Neo Prog und 70's Sounds schwankt, durchaus Charme und einige hübsche Gitarren- und Violinenläufe, doch das nervige, elektronisch und völlig kalt klingende Schlagzeug kleistert einiges wieder kaputt. Zudem wirkt ein nicht unerheblicher Anteil der Übergänge irgendwie aneinandergepappt, man hat so oftmals das Gefühl, dass die Band dachte, jetzt wieder ein Break präsentieren zu müssen, jedoch dabei den natürlichen Liedfluss im wahrsten Sinn des Wortes völlig aus dem Takt bringt. Schade auch, dass der Gesang oft durch viel Hall flach und eintönig wirkt, so dass er wirklich nach gar nichts mehr klingt. Wäre wahrscheinlich besser gewesen, gänzlich darauf zu verzichten bzw. den Hall nicht auf endlose Weite zu stellen, denn in den ruhigen Passagen kann sich Stimme von Aldo Bergamini durchaus hören lassen. So, nachdem jetzt der vernichtende Rundumschlag beendet ist, sollen ruhig auch mal die guten Ansätze dieses Album etwas in den Vordergrund gestellt werden, denn ganz so schlimm, wie alles im Absatz zuvor klang, ist der Gesamteindruck nun wirklich nicht. Den Norditaliener gelingen immer dann gute Momente, wenn sie einfach ihre Lieder laufen lassen, nicht gewollt zu progressiv sein wollen, sondern feine Pianolinien und das wirklich wunderschöne Geigenspiel dominiert. Wenn die Band das Tempo herunterschraubt, Gefühl und Melodie freien Lauf lässt, wirken Il Castello Di Atlante am ehrlichsten und überzeugendsten. Taktisch unklug werden die Lieder auch gegen Ende der CD immer besser, vor allem das über 16-minütige "Stava scritto" hat echt Klasse und fesselt auf gesamter Spieldauer. Warum wurde nicht einfach die Gesamtspielzeit vermindert und so die Qualität der CD gesteigert? Schade nur, dass dies der Band noch nicht ganz klar geworden ist, denn so bleibt "Come il seguitarre delle stagioni" im Gesamteindruck nur Mittelmass oder man hört sich eben nur die wirklich guten Schlusstracks an.

Kristian Selm



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