CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

ADN - Prelude
(67:04, Privatpressung, 1999)

Neulich feierte das beliebte Spirit of 66 in Verviers 6-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wurden drei Bands aus dem näheren Umfeld eingeladen, dazu gab es in den Pausen Videovorführungen (z.B. das legendäre Queens Park Yes-Konzert mit Moraz) und Futter für die Proggies in Form von Verkaufsständen von Musea und Shop 33. Da gab es natürlich reichlich zu wühlen, und es überrascht nicht, dass die Gelegenheit günstig war, die etwas unbekannteren französischen Veröffentlichungen in Augenschein zu nehmen. Ich entschied mich u.a. für das vorliegende Debütalbum des Quintetts ADN, bestehend aus Keyboarder Philippe Benabes, Bassist Pascal Mocaer, Drummer Didier Pegues, Gitarrist Eric Savarino, sowie einem gewissen S. Fred, verantwortlich für Gesang, Flöte, Keyboards. Dazu kommen diverse Gastmusiker, u.a. an Geige und Trompete. Freunde von Longsongs werden gut bedient: "Fool or subject" (23:30), "Elle tourne la page" (14:33) und der Eröffnungstitel "Le guide" (12:40) liegen im zweistelligen Bereich. Und wo ist die Musik einzuordnen? Schwer zu sagen. ADN sind nicht eindeutig einem Genre zuordenbar, zu Beginn klingt es fast ein wenig Neo-proggig, dann schimmern aber immer wieder die guten alten 70er-Zeiten durch, so u.a. auch ein wenig alte Pink Floyd, aber auch bei klassischen Ange ("Here is my soul") bedienen sie sich gelegentlich, auch King Crimson-artige Mellotronpassagen (ebenfalls "Here is my soul") tauchen auf. Wenn S. Fred in seiner Heimatsprache singt, hat's gelegentlich leichten Chanson-Touch, bei den englischen Songs erinnert mich der Gesang ein wenig an Galadriel, auf "Fool or subject" an die italienischen Theatre. Sicherlich ist der stellenweise etwas dünne Gesang kein Pluspunkt - aber durch hervorragende Instrumentalparts wird einiges an Schwachstellen wieder aufgefangen. So brillieren die Franzosen z.B. auf dem mit 3 Minuten Spielzeit viel zu kurz geratenen Titelsong, einem wunderschönen instrumentalen, symphonischen Titel mit Geige und Flöte. Ein interessantes Album, bei dem ich durchaus bereit bin, über ein paar Schwachpunkte hinwegzusehen. Mal gespannt, wie sich die Band weiter entwickelt.

Jürgen Meurer



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