CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Zero Hour - The towers of Avarice
(45:27, Sensory, 2001)

Mit ihrem zweiten Album, dem Konzeptwerk "The towers of Avarice", wollen sich die Amerikaner Zero Hour nun auch ihr Stückchen vom Prog Metal Kuchen abschneiden. Die Voraussetzungen dafür sind gut, denn dieses Album strotzt vor Härte, Wucht, Aggressivität, klingt dabei aber keineswegs wie der sonstige Einheitsbrei dieses Genres. Zero Hour haben einfach den Metalfaktor noch stärker in den Vordergrund gestellt. Nur gelegentliche atmosphärische Zwischenparts sorgen für etwas Erholung, ansonsten gibt's das volle Brett. Komplex und sprunghaft, gibt es nur wenige Momente Ruhe, die Double Bassdrum ist im stetigen Dauereinsatz zwischen heftigem Gebreake und Vollgas nach vorn. Gitarre und Bass arbeiten sich durch wuchtige Riffs durch, Sänger Erik Rosvold wirkt mit kraftvoller Stimme. Die Keyboards wurden fast völlig in den Hintergrund gedrängt, nur selten hört man überhaupt etwas aus der synthetischen Tastenwelt. Der Frickelgrad ist ebenfalls erstaunlich moderat, Zero Hour ziehen ihre progressive Elemente aus wahnwitzigen Breaks und temporeichen Melodiewechseln. Mit der sehr ruhigen, wunderbaren Ballade "Reflections" schafft man in der Mitte des Albums einen Ruhepol im Zentrum des Hurrikans, der auf einmal zur Wandlung der Band sorgt. Die Stimmung wird deutlich düsterer, die Songs wesentlich getragener und atmosphärischer, sie zeigen eine ganz anderer, ebenfalls interessante Facette von Zero Hour "The tower of Avarice" fordert die volle Aufmerksamkeit, selten findet man nachvollziehbare Melodien oder Augenblicke, an denen man sofort Halt findet. Ein äußerst sprunghaftes Album, in das man sich mehrfach einhören muss.

Kristian Selm



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