CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

T-Tauri - Mussorgyky's Pictures at an exhibition
(52:04, Privatpressung, 2000)

T-Tauri ist eine junge holländische Band, die sich mit ihrem ersten Album auch gleich an Mussorgskys "Pictures at an exhibition" versucht. Dabei meistern Bart Becks (Gitarre), Mathieu Cleyne (Bass), Bart Brouwer (Keyboards), Mellie Oudejans (Violine), Gerard Vos (Drums) und Rob Haertel (Additional Drums) diese sicherlich nicht leichte Aufgabe wirklich ausgezeichnet, obwohl man sich bei einem solchen Unterfangen unwillkürlich mit der legendären Bearbeitung von ELP aus dem Jahr 1971 vergleichen lassen muss. Da wohl die meisten die Aufnahme von ELP kennen werden, bietet sich auch für diese Besprechung ein solcher Vergleich an. Mussorgsky schrieb die Pictures ursprünglich nur für das Klavier, erst Ravel schuf daraus eine Version für Orchester. ELP adaptierte das Stück schließlich und ein Live-Mitschnitt wurde dann 1971 als LP veröffentlicht. T-Tauri hingegen spielten ihre Version im Studio ein, womit das Album schon eine ganze andere Atmosphäre bekommt. ELP veränderte das Original, indem sie Teile der Komposition umschrieben und neue Melodie- und auch Gesangslinien hinzufügten (was übrigens Klassik-Puristen ihnen heute noch übel nehmen). T-Tauri bleibt hingegen wesentlich enger am Original, die Abfolge der insgesamt 16 Teile entspricht meiner Kenntnis nach der Orchesterfassung. Während Moog und Hammond von Keith Emerson bei ELP klar hervorstechen, werden diese melodietragenden Parts bei T-Tauri von Mellie Oudejans an der Violine übernommen. Und die hier von ihr gezeigte Virtuosität ist ein einziger Genuss! Mal sanft, mal fordernd aggressiv schafft ihr Spiel Klangwelten voller Emotion und Schönheit. Folgerichtig ist die Pictures-Interpretation von T-Tauri auf die Violine als Soloinstrument zugeschnitten. Trotz der zweifachen Besetzung an den Drums wirkt daher die Aufnahme von T-Tauri nicht so druckvoll wie bei ELP, das wunderschöne Violinenspiel soll schließlich auch in den eher ruhigen Parts nicht erdrückt werden. Besonders beeindruckend ist andererseits welche Power T-Tauri z.B. bei "Baba Yaga" entwickeln. Für ein Debütalbum gleich eine Adaption eines solchen Stückes zu wählen, das zudem bereits untrennbar mit dem Namen ELP verbunden ist, zeugt von Mut. Gratulation, der Versuch ist mehr als gelungen. Live spielt die Band zwar auch Teile aus den Pictures aber ebenso gehören tolle Eigenkompositionen zum Programm. Diese werden dann hoffentlich auf der nächsten CD ihren Platz finden

Meinhard Foethke



© Progressive Newsletter 2001