CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Tool - Lateralus
(79:58, Tool Dissectional / Zomba, 2001)

Du meine Güte, das haben wir erst Mai und der Wettkampf um das Album des Jahres ist schon gelaufen. Ich habe ja nichts anderes als eine Killer Scheibe von den Mannen um Götter-Goldkehlchen Maynard James Keenan erwartet, aber was die vier Irren aus den USA hier abliefern übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Tool verknüpfen auf "Lateralus" gekonnt die besten Momente ihrer ersten beiden Alben und setzen neue Extreme in ihrem Sound. Komplexer, grooviger, melancholischer, beklemmender und vor allem kompromissloser. Diese Platte verlangt vom Hörer vollkommene Konzentration und totales Fallenlassen in die Musik. Es ist verdammt schwierig die Platte am Stück durchzuhören, denn man droht von der unglaublichen emotionalen Dichte der Musik erschlagen zu werden. Grandiose emotionale Achterbahnfahrten die sich mit keiner anderen Band vergleichen lassen. Die Band hat sich merklich weiterentwickelt und bewegt sich sowohl spielerisch als auch kompositorisch auf einem unfassbar hohen Niveau. Stücke wie "Parabola", "The grudge" oder das Instrumental "Triad" lassen dem Hörer die Kinnlade auf den Boden knallen. Mich hat seit Jahren kein Album so berührt und in seinen Bann gezogen wie dieses Album. Tool werden ja seit jeher als eine der einflussreichsten Rockbands der letzten Jahre bezeichnet, mit diesem Album aber werden sie unsterblich. "Lateralus" verdient die Bezeichnung "progressiv" wirklich und ist der genialste musikalische Wutklumpen der mir je unter gekommen ist. Der perfekte Soundtrack zur Apocalypse. Alles andere als die Höchstnote wäre eine bodenlose Frechheit.

Sven Schmidt



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