CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Taal - Mister Green
(68:31, Musea, 2001)

Jetzt geben auch die Franzosen Vollgas, um bei der moderneren Variante zeitgenössischer Musik mit deutlichen Merkmalen aus dem Progressive Rock mitzuhalten. So erinnern Taal in vielen Elementen an Isildurs Bane, wobei Taal eine Spur härter daherkommen, vor allem, was die Gitarre betrifft und sich stilistisch nicht ganz so jazzig geben, aber keineswegs eindimensional verhaftet sind. "Mister Green" ist von der Idee her orchestral und bis auf einige sacht verwendete Frauenchöre und einen Gesangstitel komplett instrumental angelegt, ohne dass dabei ein klassisches Orchester zu Rate gezogen wird, sprich die Ideen wirken oft voluminös, bombastisch, aber auch klassisch verschachtelt. Dabei gelingt den Franzosen die Verbindung von klassischer Inspiration über druckvollem Hard Rock, leichtem R.I.O. Kirmesmusik Touch bis hin zu komplexen Progressive Rock. Die neun Lieder sind äußerst vielschichtig und abwechslungsreich arrangiert, es gibt viel zu hören und zu entdecken, wobei durch rege Tempi- und Stimmungswechsel der Hörer eine wahre musikalische Berg- und Talfahrt erlebt. Gerade die Extreme aus Härte und Sanftheit, Melodie und Abstrusem verleiht dem Album einen ganz eigenen Charakter. Ein Manko haftet dieser Produktion dennoch nach, der Sound wirkt an manchen Stellen etwas verschwommen, keineswegs so transparent und kraftvoll, wie dies die Musik verdient hätte. Besonders die omnipräsente Gitarre drängt sich doch vom Gesamtklang her zu arg in den Vordergrund und kleistert manch wohl durchdachte Idee, mal frickelig, mal elegisch tönend, ungewollt zu. Doch die Qualität dieser Scheibe macht dieses Manko glücklicherweise zum Grossteil wieder wett. Wer sich gerne auf Entdeckungsreisen begibt und musikalische Überraschungen mag, für den sind Taal auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

Kristian Selm



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