CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Synopsis - Synopsis
(43:14, Boheme, 1986)

Die Geschichte der aus Estland stammenden Synopsis geht zurück bis ins Jahr 1978. Gegründet von Igor Garsnek mit der Absicht eine Vermischung aus sinfonischem Progressive Rock und estnischer Folklore, im Stil von den ebenfalls aus Estland stammenden In Spe zu kreieren, musste sich die Band leider aufgrund der etwas schwierigen Verhältnisse in der damaligen Sowjetunion, bis 1986 gedulden, bevor letztendlich ihr einzigstes Album beim staatlichen Melodiya Label erschien. Bis dahin galt es bereits einige personelle Wechsel zu verkraften, so dass das vorliegende, rein instrumentale Album hauptsächlich von Igor Garsnek (Keyboards, Vocoder) und Nevil Blumberg (Gitarre, Percussion) mit diversen Gästen an Bass, Flöte und Sequencer eingespielt wurde. Herausgekommen sind dabei acht sehr interessante, vielseitige Songs, welche das breite Spektrum von elektronischer Musik, sinfonischem Progressive Rock, Space Fusion bis hin zur einheimischen Folklore abdecken. Die Musik schwankt zwischen ruhigen, mysteriösen, düsteren Stimmungen mit elektronischen Soundscapes bis hin zu gut strukturierten, mehr songorientierten, gitarrenlastigen Kompositionen. Mit dem 3-minütigen "The minstrel" gibt es sogar einen mehr rockig-folkigen Song, der vom Stil her, Erinnerungen an Mike Oldfield wach werden lässt. Während In Spe doch deutlich klassisch orientiert sind, wagen sich Synopsis stilistisch weiter vor, verlieren dabei jedoch nie ihre progressiven, sinfonischen Wurzeln aus den Augen. Geht es vielleicht manchmal doch eine Spur zu sphärisch und inhaltlich etwas verworren zu, so rückt meist die Gitarre die Songs wieder zurecht, findet halt in Melodie und Struktur. Dazu kommt noch, dass trotz leicht technisch erscheinenden Klangbild, dieses Album musikalisch zweifellos sehr gekonnt eingespielt wurde, man wieder mal neidlos anerkennen muss, das die Tatsache, dass in Osteuropa nur Musiker mit einer gewissen Ausbildung und Können ein Album aufnehmen durften, auch hinsichtlich der Qualität, seine Vorteile haben kann. Ein weiterer Beweis, dass Estland nicht nur, wie dieses Jahr, mit Popmusik den Grand Prix de la Grand Tralala gewinnen kann, sondern ebenfalls auf eine sehr lebendige progressive Vergangenheit zurückblicken kann.

Kristian Selm



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