CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)
Poor Genetic Material - Summerland
(43:25, quiXote Music, 2001)
Eine Band alleine macht anscheinend nicht glücklich. Dass dachte sich wohl auch Alias Eye Sänger Philip Griffiths, als er auf das Duo Stefan Glomb (Gitarre) und Philipp Jaehne (Keyboards) traf, und sie ihm anboten, bei ihrem Projekt mitzuarbeiten. Nach den beiden ersten Alben von Poor Genetic Material (Free to random Vol.1 und Vol.2), die mehr von Improvisationen, Experimenten und Soundscapes geprägt waren, sollte dieses mal wesentlich songorientierter gearbeitet werden. Zu den dreien stieß zudem Alias Eye Schlagzeuger Ludwig Benedek und fertig war das Line-Up für das Album "Summerland". Was einem gleich neben der angenehmen Stimme und Philip Griffiths auffällt, sind die federleichten, sehr stimmungsvollen Arrangements, die es einem absolut leicht machen, sich sofort mit dieser Musik anzufreunden. Sanfte Keyboardbegleitung wechselt ab mit euphorischen Gitarrensoli oder akustischer Sanftheit, dazu gibt es jede Menge Momente voll stimmungsvoller Besinnlichkeit. Musikalisch gelingt eine solide Balance zwischen melodischer, relaxter, leicht experimenteller Rockmusik und sinfonischer Leichtigkeit. Eingängigkeit und Songstruktur kommen nie zu kurz, dennoch bleibt ebenfalls Platz für fast schon mystische Klangreisen, die aber auch immer wieder den Weg zu progressiven Gefilden finden. Soundscapes fließen harmonisch ein, ohne lediglich als Begleitwerk zu verkommen, rhythmisch vertracktere Passagen finden sich ebenso wieder, wie verspielte Experimentierfreudigkeit. Einziger Punkt, der etwas sauer aufstößt, ist das zu steril, zu technisch klingende Schlagzeug, dass den Songs etwas von ihrer Wärme nimmt. Die Stärke dieses Albums liegt in seiner auf den ersten Blick scheinenden Einfachheit und Ruhe, die aber bei genauem Hinhören viele liebevoll zusammengestellte Details und Tiefe offenbart. Mit diesem Album hat die Band auf jeden Fall die Chance, eine wesentlich breitere Menge ansprechen. Hoffentlich stößt zu auf offene Ohren, es wäre ihnen zu wünschen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001