CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Alias Eye - Field of names
(54:10, DVS Records, 2001)

Bereits mit dem Demo "Beyond the mirror" outeten sich Alias Eye als nächster Geheimtipp aus deutschen Landen. Jetzt haben sie mit "Field of names" ihren ersten fast einstündigen Longplayer vorgelegt und siehe da, der positive Grundtrend des Demos setzt sich nahtlos auch auf dieser gelungenen Produktion fort. Der Fünfer aus Mannheim hat ein wunderbares melodisches Prog / Rock Album voll einprägsamer Hooklines zusammengebastelt, welches von vorne bis hinten Spaß macht, aber trotz seiner Zugänglichkeit, nie platt wirkt und zudem auch noch einige originelle Überraschungen parat hat. Schon der Titletrack als gleichzeitiger Opener der Scheibe, beweist Mut. Zum einen wird hier elegant Härte und Melodie verbunden, zum anderen versprühen singende Gitarre und Quetschkommode, sprich Akkordeon orientalisches Flair. Bereits hier zeigen sich einige typische Hauptmerkmale der Musik von Alias Eye, die man auf dem ganzen Album immer wiederhört und -findet: tolle Melodien in Ohrwurmqualität, interessante Instrumentalausflüge, vor allem von Gitarrist Matthias Richter und dazu mit Philip Griffiths ein Frontmann, der mit seiner angenehmen, weichen Stimme der Musik Herz und Gefühl verleiht. Auf weiteren Titeln, wie "Just another tragic song" und vor allem "Driven", sowie "An end in itself" sorgt dann die gut durchdachte Balance aus sentimentalen, balladesken Ideen und emotionalen Momenten für eine facettenreiche Berg- und Talfahrt der Gefühle. Solide rockige Klänge, geradliniger und geradeaus, wechseln ab mit verspielter Leichtigkeit, ohne dass irgendetwas gekünstelt oder konstruiert wirkt. Die Songidee, der kompakter Aufbau, der stetige Fluss stehen immer im Vordergrund. Weiterhin konnte als Gastmusiker namhafte Unterstützung in der eigenen Verwandtschaft gefunden werden. "The readiness is all" (mit swingenden Saxophonsolo und leichtem Latintouch im Schlussteil) singt Philip Griffiths zusammen mit seinem Vater Martin Griffiths, dem ehemaligen Sänger von Beggar's Opera. Im Backgroundgesang gibt es zudem ein Wiederhören mit Kin Ping Meh Frontmann Werner Stephan. Zwei Kritikpunkt sollen dennoch auch bei diesen Newcomern nicht unerwähnt bleiben. Dass bei "River running" eine sehr ähnlich klingende Sequenz aus Spock's Beard "The doorway" entliehen wurde, sei noch verziehen, doch würde dem Album auf Dauer etwas mehr Ecken und Kanten, ein überraschendes Break gut tun. Ansätze in diese Richtung sind durchaus vorhanden, doch beim nächsten Mal darf es zur Auflockerung ruhig kurzfristig mal eine Spur schräger, gewagter zugehen. Auch sollte den Keyboards etwas mehr Raum gegeben werden, um virtuose, solistische Schlaglichter zu setzen. "Field of names" wird zwar die Grundfeste der Rockmusik keineswegs erschüttern, ist aber im Gesamteindruck ein überaus angenehmes, eigenständiges Debüt, welches sich keineswegs vor der internationalen Konkurrenz zu verstecken braucht. Diese vielversprechende Band spricht alle Fans melodisch-anspruchsvoller Musik an und man wird von ihnen auch hoffentlich in der Zukunft noch mehr hören. Augen und Ohren auf für Alias Eye!

Kristian Selm



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