CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Evereve - E-Mania
(51:51, Massacre Records, 2001)

Geschmackvolle Cover sehen wohl etwas anders aus. Na gut, dafür ist dass, was man beim Rotieren des Silberlings zu hören bekommt erste Sahne. 51 Titel auf 51:51 Minuten, wobei man ab Titel 12 nur noch Stille zu hören bekommt, musikalisch nennen Evereve das Endresultat ihrer aktuellen Veröffentlichung einfach Cyber Gothic Metal. Cyber wegen den synthetischen, metallischen Sounds, Gothic entsprechend der düsteren Atmosphäre und Metal, weil die Gitarren so richtig hart sägen, die Beats für ständigen Druck nach vorne sorgen. Man schmeiße einfach Bands wie Tiamat, Sisters Of Mercy und Rammstein in einen Topf, nehme dazu ein paar knallharte Beats, vergesse aber nie die mystische, spacige Atmosphäre und dann kann man ungefähr erahnen, was Evereve als eigenes Gebräu zusammengemischt haben. Die Stärken dieser Scheibe liegen offensichtlich in der inneren Ausgewogenheit. Die Riffs sind hart, durch Keyboardteppiche und industrielle Hammersounds werden dieser aber wieder entschärft. Der mit viel Hall versehende Gesang setzt gruftige Endzeitstimmung. "E-Mania" klingt wie der Abgesang der Welt, lässt aber durch seine eindringlichen Melodien noch Hoffnung für die Zukunft. Als besonderen Einfall haben sich Evereve mit "Fade to grey" einen Pop-Klassiker der 80ern angenommen und ihn modern aufgepeppt. Dass, was im Original bei Visage noch hoffnungsfroh erklingt, ist jetzt zu knallharter, hoffnungsloser Realität geworden. "Liebe es oder hasse es" befiehlt die Plattenfirma. Ich gehorche und liebe es. Zum Glück gibt es Bands wie Evereve, die bei der Vermischung diverser Stilelemente etwas Neues, Eigenes entstehen lassen. Ein Album, welche bedrohlich die hässlichen und schönen Seiten von Musik vereint.

Kristian Selm



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